Energiepreise: Diverse Preistreiber
Kein Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Umweltschützer legen Vorschläge vor, mit denen die Preise stabilisiert werden könnten
Die enorm gestiegenen Energiepreise bewegen die Gemüter. Kohle, Erdgas, Strom, alles wird teurer, nur die Erneuerbaren und Braunkohle nicht.
Die Ursachen sind vielfältig und haben vor allem mit starker Nachfrage auf dem Weltmarkt sowie verschiedenen Problemen in China und Russland zu tun. In der Volksrepublik ist es zu allem Überfluss in der nördlichen Kohleprovinz Shanxi zu schweren Überschwemmungen gekommen, aufgrund derer einige Kohlegruben geschlossen und der Abtransport von Kohle erschwert wurde.
Die in Beijing erscheinende Global Times schrieb letzte Woche von 126 in Shanxi geschlossenen Gruben, wobei aber unklar ist, ob alle aufgrund der massiven Niederschläge geschlossen wurden. Bereits zuvor gab es Berichte, dass China vermehrt Gruben wegen mangelnder Sicherheit für die Bergleute geschlossen hatte.
Natürlich fehlt es nicht an Versuchen, die gegenwärtige Preiskrise für diverse Agenden zu nutzen. Zum Beispiel, um Russland Erpressung vorzuwerfen. Dessen Präsident Wladimir Putin wies allerdings darauf hin, dass Westeuropas Gashändler es versäumt haben, langfristige Lieferverträge abzuschließen. Schützenhilfe bekam er von der bisher als nicht besonders russophil aufgefallenen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Noch haltloser sind Spekulationen, der Ausbau der Wind- und Solarenergie sei an den hohen Preisen schuld. Tatsächlich kann an den kurzfristigen Preisschwankungen recht gut abgelesen werden, dass die Börsenpreise jeweils sinken, sobald viel Sonnen- oder Windstrom im Netz vorhanden ist. Insofern können die Verbraucher nur auf einen windigen Herbst und einen ebenso stürmischen Winter hoffen.
Zugleich lässt sich an der jeweils kurzfristigen Preisentwicklung natürlich ablesen, dass hierzulande das gegenwärtige Preisproblem beim Strom geringer wäre, wenn die vorhergehenden schwarz-gelben und schwarz-roten Regierungen nicht erst den Solarausbau und dann auch noch den Ausbau der Windenergie abgewürgt hätten.
Kohle und Gaspreise treiben auch den Börsenstrompreis, was immerhin – wie gestern erklärt – den positiven Effekt hat, dass demnächst die EEG-Umlage erheblich sinken wird. Mit dieser wird die Differenz zwischen dem Börsenstrompreis und der Vergütung für Solar-, Wind- und Biogasstrom ausgeglichen.
Die Deutsche Umwelthilfe hat ein Papier mit zehn Vorschlägen vorgelegt, mit denen die Energiepreise gesenkt und stabilisiert werden könnten. Kurzfristig wird eine Absenkung der Stromsteuer sowie der EEG-Umlage gefordert. Außerdem müssten Mieterinnen und Mieter von den CO2-Abgaben entlastet werden, die seit dem ersten Januar auf Heizöl und Erdgas anfallen.
Mittel- und langfristig wird unter anderem der verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energieträger, die Förderung der Wärmesanierung von Gebäuden und der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft gefordert. Energie-Infrastruktur wie Gasspeicher dürften nicht weiter privatisiert werden.