Geheime Luxemburger Limousinen

Schwunghafter Autohandel im großherzoglichen Geheimdienst

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Als der britische Geheimagent James Bond in den 1990er Jahren in drei Filmen als Dienstwagen einen BMW fuhr, scheint dies bei den Luxemburger Kollegen des SREL ähnliche Begehrlichkeiten ausgelöst zu haben. Da der Mann für spezielle Operationen 1974 auch mal einen Mercedes nahm, schien auch diese Marke ein geeigneter Rahmen für die Schlapphutablage zu sein. So schaffte denn der Geheimdienst des Großherzogtums Luxemburg stilbewußt lauter Karossen der beiden deutschen Nobelmarken an, denn schließlich will man im Bankenviertel bei der Observation betuchter Gäste nicht mit schäbigen Möhrchen auffallen. Und falls es in Luxemburg einmal zu einer zünftigen Verfolgungsjagd kommen sollte, wer wollte sich da lumpen lassen? Der SREL erwarb laut Luxemburger Tageblatt die Kutschen für 30% bis 40% unter Marktwert

Aus Tarnungsgründen machte es grundsätzlich Sinn, das Observationsfahrzeug zu wechseln. Im aktuellen Geheimdienstausschuss kam jedoch heraus, dass von den sechs Limousinen, die angeschafft wurden, gerade einmal eine für ihren Zweck benutzt wurde. Die anderen verhökerten die Schlapphüte preiswert an hohe Beamte oder ins Ausland. Auch SREL-Beamte kauften die Neuwagen günstig, um sie selbst weiter zu verticken. Wer sich wo die Taschen voll gemacht hat, ist derzeit unklar. Als der Staatschef 2006 von dem Nebengeschäft erfuhr, stellte der SREL den Gebrauchtwagenhandel ein. Der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zog man das Vertuschen der Affäre vor.

Wer Autos des Bundesnachrichtendienst kaufen möchte, die zum Spionieren nicht mehr mehr gebraucht werden, kann sich diskret an den Fuhrparkservice der Bundeswehr wenden. 007-artige Sonderausstattung gibt es eher nicht. Als BND-Agenten nach dem Fall der Mauer die in der DDR stationierten Nuklearwaffen erkundeten, fuhren sie tatsächlich in einem von der CIA gestellten Spezialfahrzeug herum. Aufgrund des dünnen Tankstellennetzes war der Wagen mit versteckten Zusatztanks ausgestattet worden. Ironischerweise allerdings hätte genau diese Tarnung die Operation beinahe verraten, denn als ein BND-Mann beim Tanken versehentlich „vollmachte“, wurde der Kassierer ob der ungewöhnlich hohen Rechnung stutzig. Geheimagenten aus echtem Schrot und Korn machen übrigens auch mit einer lahmen Ente eine gute Figur.