Hauptstadt-Kiffer

Stadtrat in Washington D.C entscheidet über die Legalisierung von Marihuana-Konsum zu medizinischen Zwecken

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In Washington D.C. ist Marihuana-Rauchen beliebt und weitgehend akzeptiert. Diesen Eindruck verschafft zumindest eine Reportage des ortsansässigen Weltblattes, die anlässlich des heute anstehenden Stadtratsvotum zur Legalisierung des Gras-Konsums zu medizinischen Zwecken, einen Lagebericht liefert.

Geschildert wird ein fröhlicher Querschnitt aus Konsumenten, der mehrere Schichten und Altersgruppen umfasst; jugendliche Morgenrunden auf Basketballplätzen, Parkbesucher, die üblichen Müßiggänger und Schüler. Unter den Bekennenden finden sich Geschäftsleute und Wissenschaftler, ein Drogendealer zählt Künstler, Journalisten, Lobbyisten und Angestellte vom Capitol Hill zu seinen Kunden.

Wo immer man sich bewege, treffe man auf jemanden, der sich "high" raucht und "wenn er es nicht tut, dann kennt er jemand", wird ein Mittvierziger Sales-Manager zitiert: "It's absolutely pervasive and accepted." 3000 Dollar gibt er nach seinen Angaben jährlich für Hanf aus. Untersuchungen von Drogenaufsichtsbehörden würden bestätigen, dass Washingtons Marihuana-Konsum - mit 11 Prozent der Bewohner über 26, die bei einer Umfrage 2007 solchen zugegeben haben - im Vergleich mit anderen Staaten an der Spitze steht.

Der weitverbreiteten Akzeptanz im Alltagsleben zum Trotz hält man sich allerdings mit Geständnissen zurück: "I don't want people to think of me as a stoner". Erklärung dafür ist nicht nur, dass Potrauchen im Berufs-und Geschäftsumfeld eben nicht gut angesehen ist, sondern die drastischen Strafen und die hohe Festnahmerate (677 Festnahmen pro 100 000 Einwohner, was als Spitzenwert gilt). Schon bei "kleineren Mengen" heißt es, droht bis zu einem Jahr Gefängnis; Dealer müssen mit 15 000 Dollar Strafe und einem Jahr Gefägnis rechnen. Wenn der Handel innerhalb eines 300 Meter-Radius in der Nähe von Schulen, Spielplätzen, Büchereien oder Sozialwohnungen stattfand, dann verdoppelt sich die Strafe.

Von dem Gesetz, über das heute entschieden wird, erwarten sich die Konsumenten ein Signal, das zur allgemeinen Legalisierung weist. Bis dahin wäre der Weg allerdings noch weit: Das neue Gesetz erlaubt Ärzten, dass sie chronisch kranken Patienten (genannt werden HIV-erkrankte, Personen mit Glaukom und Krebskranke) bis etwa 57 Gramm innerhalb von 30 Tagen "empfehlen" dürfen (siehe zum Thema die South Park-Folge "Medicinal Fried Chicken").