Indien: Ein neuer Solar-Champion?

Weltbank sieht Indien als künftigen Star unter den Solarnationen. Der Abstand zur Führungsgruppe ist aber noch ziemlich groß

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ein Bericht der Weltbank sieht Indien auf dem Weg zu einem der weltweit führenden Anwender von Solarenergie. Die Kosten für Fotovoltaik seien dort in den letzten Jahren auf umgerechnet 8,8 Euro-Cent pro Kilowattstunde gesunken. Auch der Strom aus solarthermischen Kraftwerken ist mit 15,5 ct/KWh schon fast günstig und zum Beispiel vergleichbar mit den Kosten deutscher Offshore-Windkraft.

Bei der Solarthermie wird das Sonnenlicht mit Spiegeln gebündelt, um ein spezielles Öl oder auch flüssiges Salz zu erhitzen. Dieses wird wiederum genutzt, um Wasser zu verdampfen und somit wie in einem konventionellen Kraftwerk eine Turbine anzutreiben. Das System hat gegenüber der Fotovoltaik den Vorteil, dass es auch nach Sonnenuntergang noch Strom liefern kann, da die Wärmeenergie für eine gewisse Zeit speicherbar ist.

Bisher ist der Ausbau in Indien allerdings im Vergleich zu einigen europäischen Ländern oder auch China bescheiden. Rund 2000 Megawatt (MW) gibt es bisher, was der Leistung von zweieinhalb großen Kohlekraftwerken entspricht. Um allerdings auch die gleiche Menge Strom wie diese liefern zu können, müssten in Indien eher 6000 MW installiert werden. Das Land hat also noch einen langen Weg vor sich, bevor die Sonnenenergie einen wichtigen Beitrag zur Versorgung liefern kann.

Auch das offizielle Ausbauziel von 22.000 MW (22 Gigawatt) bis 2022 ist eher klein im Vergleich mit den gut 35 GW, die bereits in Deutschland installiert sind, oder dem 35-GW-Ausbauziel, das China sich für 2015 gesetzt hat.

Andererseits sind in Indien noch 300 Millionen Menschen in 80.000 Dörfern ohne Zugang zum Netz. Kleine, dezentral eingesetzte Einheiten könnten also einen wesentlichen Beitrag zur Elektrifizierung des Landes beitragen. Entsprechende Programme wurden in den letzten Jahren auf den Weg gebracht und nehmen derzeit Fahrt auf. Kann also gut sein, dass auch Indien, ähnlich wie in der Vergangenheit China, seine Ausbauziele nach oben korrigieren wird.

Die Preise für Solarmodule sind jedenfalls weiter auf Talfahrt. Hierzulande zahlt man im Großhandel nur noch 51 Cent pro Watt für ein Modul aus Indien. Vor fünf Jahren lag der Preis noch etwa beim Fünffachen.