Keine Banker-Boni für EZB-Carry-Trades?

EU-Parlament will verbieten, dass Banken auf Gewinne, die nur aufgrund der Niedrigzins-Finanzspritzen der EZB erzielt wurden, Boni auszahlen können

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Nach einem Dokument, das dem Finanzinformationsdienst Bloomberg News zugespielt wurde, will das EU-Parlament verbieten, dass Banken auf Gewinne, die nur aufgrund der Niedrigzins-Finanzspritzen der EZB erzielt wurden, Boni auszahlen.

Während bisher immerhin bekannt ist, dass die Billion Euro, die die EZB seit Dezember über zwei außergewöhnliche 3-Jahres-Tender ("LTRO") an die europäischen Banken ausgegeben hat, an die Realwirtschaft weitergereicht wurden, könnten die Behörden künftig genauer erfahren, was die Banken damit angestellt haben.

Insbesondere sollen die Banken bekanntgeben, wie viel sie davon in sogenannte Carry-Trades gesteckt haben. Dabei investieren die Banken die mit einem Prozent verzinsten EZB-Kredite in höher verzinste Anleihen und streichen die Differenz ein - was den Staatsanleihen der Krisenstaaten zuletzt erhebliche Nachfrage eingebracht hat. Denn die daraus resultierenden Gewinne sollen laut gerade bekanntgewordenen Plänen von EU-Parlamentariern bald nicht mehr in die Bonus-Pools einfließen dürfen, aus denen die Gewinnbeteiligungen der Banker gezahlt werden. Die Banken sollen dafür als Bestandteil der künftigen internationalen Banken-Regulierungsstandards Basel III künftig die "Gewinne, die durch EZB LTRO-finanzierte Carry-Trades erzielt wurden" bekanntgeben.

Eingebracht wurde der Plan laut Bloomberg von Sharon Bowles, einer EU-Parlamentarierein der britischen Liberaldemokraten. Er ist anscheinend Teil der vom österreichischen EU-Abgeordneten Othmar Karas (ÖVP), Chefverhandler des Europäischen Parlaments zu Basel III, eingebrachten Vorschläge, wonach Bonus-Zahlungen an Banker künftig nicht mehr als das Doppelte ihres Grundgehaltes betragen dürfen.

Für die spanischen und italienischen Banker, die sich zuletzt mit LTRO-Geldern massiv in Staatspapieren engagiert haben, würde eine solche Regelung bislang übrigens kaum zu Einkommensverlusten geführt haben, schließlich haben die Kursverluste dieser Anleihen die Zinsgewinne zuletzt deutlich überstiegen. Angesichts der kolportiert rund 80 Milliarden Euro an Investitionen und einer durchschnittlichen Zinsdifferenz von (samt Transaktionskosten) grob geschätzt drei Prozent könnte bei fristgerechter Tilgung der Staatspapiere in drei Jahren am Ende aber doch noch ein Gesamtgewinn von rund fünf Milliarden Euro herausschauen, der dann also nicht mehr teilweise in Form von Boni an die Manager ausgeschüttet werden dürfte.