Klima: Auch der April auf Rekordniveau

Wenn es so weitergeht, wird 2016 erneut einen Wärmerkord aufstellen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der April ist im globalen Mittel erneut einer der wärmsten je gemessenen Monat seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen, wie die Daten des Goddard Institute for Space Studies der NASA (GISS) zeigen. Demnach lag der Monat um 1,11 Grad Celsius über dem April-Durchschnitt der Jahre 1951 bis 1980. Die GISS-Wissenschaftler stellen das fest, in dem sie den Mittelwert der sogenannten Temperaturanomalien messen. Das sind die lokalen Abweichungen vom jeweiligen Mittelwert für eine bestimmte für alle Stationen geltende Referenzperiode. Das GISS nimmt dafür die Jahre 1951 bis 1980.

Mit Anomalien zu rechnen, hat unter anderem den Vorteil, dass diese über erheblich größere Entfernungen repräsentativ sind als Schwankungen in der absoluten Temperatur, die leicht durch eher lokale Effekte beeinflusst wird.

Am GISS werden außerdem die Stationsdaten daraufhin überprüft, ob sie in der Nähe von Städten liegen. Solche Daten zeigen oft einen Trend, der die sogenannte urbane Erwärmung widerspiegelt, das heißt, eine langsame Zunahme der Temperatur als Folge des Wachstums der Städte, die in die Nachbarschaft der Messstationen vorrücken und für ein wärmeres Mikroklima sorgen. Entsprechende Datensätze werden von der Analyse der globalen Temperatur ausgeschlossen.

Wie dem auch sei, der vergangene April war der siebte Monat in Folge, in dem die Anomalie über einem Grad Celsius lag. Oder in anderen Worten: Ginge es in den nächsten Monaten so weiter, würde 2016 bereits über ein Grad wärmer als die Jahrzehnte zwischen 1951 und 1980 sein. Mit 1,33 Grad Celsius hatte der Februar 2016 die bisher höchste beobachtete Anomalie.

Der April 2016 war außerdem auch mit großem Abstand der wärmste je gemessene April und um beachtliche 0,23 Grad Celsius wärmer als der bisherige Rekordhalter von 2010. Die vorherigen April-Rekorde wurden 2007, 2005 und 1998 aufgestellt.

Vermutlich wird es in den nächsten Monaten im globalen Mittel keine neuen Rekorde geben und etwas kühler werden. Das sogenannte El-Niño-Ereignis im tropischen Pazifik, ein besonderes Muster der atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation, das zusätzlich zum allgemeinen Erwärmungstrend das letzte Jahr und die ersten Monate 2016 besonders warm gemacht hat, ist inzwischen abgeebbt, wie die Weltmeteorologie Organisation WMO meldet. Ein Wiederaufleben in den nächsten Monaten sei sehr unwahrscheinlich.

Allerdings würde 2016 selbst dann noch einen neuen Jahres-Temperaturrekord aufstellen, wenn von Mai bis Dezember die Anomalien im Schnitt so gering wie die kleinste Anomalie des Vorjahres ausfallen. Dass wäre besonders ungewöhnlich, denn bereits 2014 und 2015 waren Rekoprdjahre gewesen. Dass in drei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils neue Temperaturrekorde aufgestellt wurden, hat es zuletzt vor über 100 Jahren gegeben, als die Zeitreihe noch sehr kurz und das Auftreten neuer Rekorde damit erheblich wahrscheinlicher war.

Gemessen an den drei Jahrzehnten 1951 bis 1980 war es übrigens auch in Mitteleuropa im April 2016 zu warm. Das widerspricht sicherlich dem spontanen Empfinden der meisten Menschen hierzulande, die sich womöglich besonders an das ausgesprochen ungemütliche Wetter in der zweiten Aprilhälfte erinnern.

Der Deutsche Wetterdienst hat in seiner Aprilbilanz darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Jahren der April deutlich über dem langjährigen Mittel gelegen hat.Das hat bei manchem inzwischen die Wahrnehmung verschoben, so dass ein warmer April als normal angesehen wird.

Oder wie es die DWD-Meteorologen ausdrücken: Der April 2016 war hierzulande "gefühlt zu kalt", was sicherlich auch dadurch bestärkt wurde, dass zu dieser Jahreszeit in Mittel- und Nordeuropa ohnehin jeder die Nase von Kälte und Nässe ziemlich voll hat.

Die Verschiebung spiegelt sich auch in den Mittelwerten wieder: Der vergangene April war im Landesmittel mit acht Grad Celsius sowohl wärmer als die vom GISS benutzte – kühlere – Referenzperiode 1951 bis 1980 als auch wärmer als die in Europa übliche Referenzperiode 1961 bis 1990. Hier betrug die Differenz plus 0,6 Grad Celsius. Nimmt man hingegen die letzten drei Jahrzehnte 1981 bis 2010 zum Maß, dann war der April um 0,3 Grad Celsius zu kalt.