Klimagase: Emissionen des Verkehrs wieder auf dem Niveau von 1990
Umweltbundesamt veröffentlicht erste Schätzungen für 2017. Ergebnis: Der Austoß der Treibhausgase verharrt auf hohem Niveau
In Deutschland sind im vergangenen Jahr die Treibhausgasemissionen leicht zurückgegangen, wie eine erste Abschätzung des Umweltbundesamtes zeigt. Die Abnahme fiel allerdings mit 4,7 Millionen Tonnen minimal aus. Mit 904,7 Millionen Tonnen CO2-Aquivalenten lagen die Emissionen noch immer etwa auf dem Niveau von 2015. Im Grunde genommen stagnieren die Emissionen, wie auf Telepolis bereits des Öfteren erwähnt, seit nunmehr rund zehn Jahren auf diesem hohen Niveau.
Bis vor kurzem galt es als Ziel, die Emissionen bis 2020 auf 751 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr zu reduzieren, aber die neue Bundesregierung will dieses Ziel offenbar möglichst unauffällig unter den Tisch fallen lassen. In den Erklärungen zum Amtsantritt war es letzte Woche weder der Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch dem Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier (CDU) noch der Umweltminister Svenja Schulze eine Erwähnung wert.
Von den 904,7 Millionen Tonnen Treibhausgasen sind – legt man die Emissionen der Vorjahre zugrunde – nicht ganz 800 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Die anderen relevanten Treibhausgase (Methan N2O, Schwefelhexafluorid, perfluorierte Kohlenwasserstoffe und wasserstoffhaltige Fluorchlorkohlenwasserstoffe) werden entsprechend ihrer Wirksamkeit in der Atmosphäre und der Zeit, die sie dort im Mittel verbleiben, in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet. Sie machen zusammen etwas mehr als zehn Prozent des Problems in Deutschland aus.
Das CO2 stammt in Deutschland ganz überwiegend aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Braun- und Steinkohle, Erdgas, Erdölprodukte). In geringerem Umfang spielen auch industriellen Prozesse wie etwa die Zementproduktion eine Rolle. Pro-Kopf werden in Deutschland noch immer 9,7 Tonnen CO2 (ohne die anderen Treibhausgase) emittiert, was deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt. Die Bundesrepublik gehört damit zur obersten Liga der Klimasünder, die von einigen Erdölstaaten und den USA (siehe Grafik) angeführt wird.
Das UBA hebt in seiner Erklärung besonders hervor, dass die Emissionen der Energiewirtschaft, also der Kraftwerke, 2017 um 13,7 Millionen Tonnen zurückgegangen seien, weist aber zugleich darauf hin, dass die Schätzung in diesem Bereich in diesem Jahr besonders ungenau sei. Es seien im vergangenen Jahr mehr als drei Gigawatt (GW) Steinkohlekapazitäten stillgelegt worden.
Aus unerfindlichen Gründen wird zwar der geschätzte Rückgang, aber nicht der absolute Wert der Kraftwerksemissionen angegeben. Der dürfte, legt man die vorläufigen Zahlen für 2016 zugrunde, bei rund 318 Millionen Tonnen gelegen haben. 2008 waren es 368 Millionen Tonnen, also ein Rückgang von durchschnittlich fünf Millionen Tonnen pro Jahr.
In diesem Tempo dauert es noch gut 63 Jahre, bis dieser Sektor auf Null runter gefahren ist. Ginge es immer so schnell wie im vergangenen Jahr, würde es noch bis 2041 dauern. Auch das wäre noch zu lange.
"Generell weniger und viel sparsamere Fahrzeuge"
Noch schlimmer sieht es allerdings im Verkehrssektor aus. Hier sind die Emissionen inzwischen wieder auf dem Niveau von 1990 angekommen. Im vergangenen Jahr nahmen dort erneut die Emissionen zu, und zwar um 3,8 Millionen auf 170,6 Millionen Tonnen, so das UBA.
Ein Grund dafür sei der höhere Bestand an Lkw, Pkw und Sattelzugmaschinen, ein anderer die steigende Zahl von Gütertransporten auf der Straße. Dagegen, so das UBA, trage der schrumpfende Anteil von Diesel-Pkw und der wachsende Anteil von Benzin-Pkw bei den Neuzulassungen kaum zum Anstieg der Emissionen bei. Zusammen mit dem Trend zu stärker motorisierten Pkw habe dies 2017 nur ein Plus von maximal 0,2 Millionen Tonnen verursacht.
"Wir brauchen generell weniger und viel sparsamere Fahrzeuge, egal mit was diese angetrieben werden. Die derzeit von der EU-Kommission vorgeschlagenen CO2-Flottenzielwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge für 2025 und 2030 sind nicht ausreichend. Hier müssen wir schnell nachsteuern, sonst werden wir die für 2030 gesteckten Klimaziele im Verkehr nicht erreichen."
Maria Krautzberger, UBA-Präsidentin