Kohle: Allianz steigt aus der Finanzierung aus
Versicherungskonzern zieht sein Kapital schrittweise aus allen Unternehmen ab, die ihre Treibhausgasemissionen nicht an das Zwei-Grad-Ziel anpassen
Der Versicherungskonzern Allianz will nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa künftig keine Kohlekraftwerke und keinen Abbau von Kohle mehr versichern. In einer Pressemitteilung des Konzerns heißt es, man wolle "den globalen Wandel zur kohlenstoffarmen Wirtschaft in den kommenden Jahrzehnten aktiv mitgestalten".
Bis zum Jahr 2040 will die Allainz-Gruppe die angelegten Versichertengelder nach und nach aus Unternehmen abziehen, die weiter Treibhausgase in die Luft blasen. Ebenso sollen bis zu diesem Jahr auch die Unterstützung kohlebasierter Geschäftsmodelle von Versicherungskunden auf Null runter gefahren werden.
Die Unternehmen sollen „im Dialog“ von den Klimaschutzzielen überzeugt werden. Wem es in den kommenden Jahrzehnten nicht gelinge, seine Treibhausgasemissionen an das Zwei-Grad-Ziel anzupassen, werde schrittweise aus dem Portfolio genommen. Für den eigenen Geschäftsbetrieb werde in Zukunft mehr von erneuerbaren Energieträgern produzierter Strom eingekauft.
Zur Zeit werden noch Unternehmen als Versicherungskunden oder potenzielle Partner für Anlagen akzeptiert, die bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle generieren. Dieser Schwellenwert soll in Fünf-Prozent-Schritten bis 2040 auf Null herunter gefahren werden. Die nächste Absenkung werde in den kommenden fünf Jahren erfolgen. Mit sofortiger Wirkung werde auf Investitionen in Energieunternehmen verzichtet, "die durch den umfangreichen Zubau von Kohlekraftwerken das Zwei-Grad-Ziel gefährden".
Erklärtes Ziel dieser Strategie sei es, das von der internationalen Staatengemeinschaft im Pariser Klimaübereinkommen (bisher von 176 Ländern ratifiziert) festgelegte Ziel der Begrenzung der globalen Erwärmung auf "deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau" zu beschränken in die Geschäftsaktivitäten des Versicherungskonzerns zu integrieren.
"Der Klimawandel birgt enorme ökonomische und soziale Risiken. Er beeinträchtigt schon heute Millionen Menschen", meint Oliver Bäte, der Vorstandsvorsitzende der Allianz SE. "Als ein führender Versicherer und Investor möchten wir den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft vorantreiben."
Der Konzern betreut nach eigenen Angaben 88 Millionen Privat- und Unternehmenskunden, hatte 2017 in mehr als 70 Ländern über 140.000 Mitarbeiter, die Umsatz von 126 Milliarden Euro mit einem operativen Ergebnis von 11 Milliarden Euro erwirtschafteten. Das Investmentportfolio umfasse 650 Milliarden Euro. Oder mit anderen Worten: Die Entscheidung des Konzerns dürfte manches Aktienunternehmen, das auf institutionelle Anleger angewiesen ist, unter Druck setzen.