Koptischer Bischof drängt christliche Frauen zur Verschleierung

Bishoy zufolge sollten die weiblichen Angehörigen seiner Glaubensgemeinschaft von den Moslems "Anstand lernen"

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Bischof Bishoy ist der Sekretär der "Heiligen Synode der Koptischen Orthodoxen Kirche" und gilt als aussichtsreicher Anwärter für die Nachfolge des derzeitigen Koptenpapstes Pachomius. Letzte Woche gab er eine öffentliche Stellungnahme ab, die nicht nur unter den Angehörigen seiner Glaubensgemeinschaft, sondern auch in ägyptischen Medien große Aufmerksamkeit erregte. Der Bischof rief nämlich christliche Frauen dazu auf, "von den verschleierten Frauen der Moslems Anstand zu lernen", denn auch die Jungfrau Maria und die Heilige Demiana hätten "anständige Kleidung" getragen.

Dieser Mahnung fügte der Bischof die Vermutung an, dass sie "einigen christlichen Frauen missfallen" würde, womit er recht behielt: Am Freitag demonstrierten koptische Frauen vor der päpstlichen Residenz in Abbasseya und forderten, dass Bishoy seine Forderung zurücknimmt und sich dafür entschuldigt. Bishoys Vorgesetzten Pachomius, der sich bisher nicht zu dem Vorfall äußerte, riefen sie in Sprechchören zu "Warum schweigst Du, sind wir nicht Deine Töchter?" Andere Slogans lauteten "Nein zur Beleidigung koptischer Fraeuen!", "Die koptische Frau ist ein Symbol von Würde und Kraft" und "Die koptische Frau ist kein Werkzeug zur Durchsetzung politischer Interessen".

Die letzte dieser Parolen spielt auf den Verdacht an, dass Bishoy die seit der Parlamentswahl in Ägypten herrschenden Islamisten dadurch besänftigen will, dass er Frauen Rechte nimmt. Allerdings sind Bekleidungsvorschriften und Kopftücher im Christentum nichts Neues. Der nicht nur von Katholiken, sondern auch von Kopten verehrte Apostel Paulus erließ beispielsweise ein Kopftuchgebot für Frauen während des Betens. Hielt sich eine Frau nicht daran, dann sollten ihr die anderen Gemeindeangehörigen die Haare abschneiden. Zur Begründung führt der Apostel in seinem Ersten Korintherbrief aus, das Weib sei (anders als der Mann) nicht direkt nach dem Abbild Gottes geschaffen und die "Ehre des Mannes". Tertullianus erklärt den Kopftuchzwang in seiner Schrift gegen Marcion damit, dass Frauenhaar derart erregend wäre, dass es sogar Engeln die Konzentration rauben könne. Und Kirchenvater Hieronymus fordert in seinem Brief 93 sogar, Frauen sollten sich grundsätzlich den Kopf rasieren, um solche Effekte in Grenzen zu halten.