Länger arbeiten
Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Der Anteil der Älteren auf dem Arbeitsmarkt nimmt deutlich zu
Minijobs und Zeitarbeit statt Mallorca? Die nächsten Rentnergenerationen werden sich wahrscheinlich häufiger auf dem Arbeitsmarkt umsehen müssen. Das ist schon länger Gesprächsstoff, laut einer gestern veröffentlichten Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeichnet sich bereits jetzt eine im Vergleich zu früheren Jahren deutlich höhere Erwerbsbeteiligung der Älteren, insbesondere der 60-bis 64-Jährigen, ab. Dabei wird ein "bedeutender Anteil des Beschäftigungsanteils" auf die Zunahme von "atypischer Beschäftigung" (befristete Arbeit, Zeitarbeit und Minijobs) zurückgeführt.
In den letzten 20 Jahren hat sich demnach die Erwerbsquote der 60-bis 64-Jährigen mehr als verdoppelt. Lag sie 1991 noch bei 20,8 Prozent, so beträgt sie im Jahr 2010 schon 44,2 Prozent. Die Erwerbsquote ist die Zahl derer, die am Erwerbsleben teilnehmen, im Vergleich zur Erwerbsbevölkerung, d.h. der Gesamtheit der Personen im erwerbsfähigen Alter (derzeit 15 bis 64 Jahre). Sie gibt Aufschluss darüber, wie hoch der Anteil der Personen in diesem Alter ist, die am Arbeitsmarkt aktiv sind. Dazu müssen sie nicht unbedingt beschäftigt sein, auch Arbeitssuchende gehören dazu.
Die Zunahme der Erwerbsquote bei den Älteren ist so vor allem ein Hinweis darauf, dass sich die Deutschen nun länger auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen. Der Anteil der Frauen habe sich verstärkt, - beobachtet wird eine insgesamt "höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen während und nach der Familienphase". Darüber hinaus wird eine bessere Gesundheit als Erklärung genannt - und die Reformen, die Frühverrentung und Vorruhestandsregelungen neu geregelt haben. Dass die Altersrente häufig nicht reicht und aufgebessert werden muss, wird ebenfalls als möglicher Ursache angeführt. Sie dürfte nicht zu den unwichtigsten gehören.
Zu dieser Entwicklung, wonach die Älteren nun länger auf dem Arbeitsmarkt bleiben, kommt auch eine demografische: Die geburtenstarken Jahrgänge werden älter. Etwa 58 Prozent aller Erwerbspersonen waren 2010 zwischen 40 und 64 Jahre alt. Knapp 20 Jahre zuvor lag der Anteil dieser Altersgruppe noch bei 43,5 Prozent. So stehen auch die demografischen Veränderungen im Mittelpunkt der IAB-Studie. Deren grundlegende Fragestellung lautet, ob die Alterung der Bevölkerung die Arbeitslosenzahlen in Deutschland "deutlich sinken" lassen würde.
Rein rechnerisch gesehen fällt die Antwort negativ aus. Es gibt kaum Auswirkungen bislang, die Arbeitslosenquote von 2010 ist in jedem Alterssegment seit 1991 gestiegen (Abbildung 2 der Studie. Eine deutliche Auswirkung der demografischen Veränderungen auf die Arbeitslosigkeit ist nicht zu ermitteln, so die Studie, die bei aller Vorsicht die Prognose wagt, dass "die schwach besetzten Jahrgänge in der Zukunft grundsätzlich bessere Arbeitsmarktbedingungen erwarten (können; Einf. d.A.) als die Angehörigen der Baby-Boom-Generation."