NSA soll Schröder auch als Ex-Kanzler noch überwacht haben
Engagment für Nord-Stream-Gaspipeline war den USA von Anfang an nicht geheuer
Nach seinem abrupten Ende als Kanzler hat die NSA offensichtlich den Sprung Schröders in die Privatwirtschaft zum Anlass genommen, die Überwachung seiner über die Telekommunikationsnetze laufenden Korrespondenz noch stärker zu betreiben als zu Zeiten seiner Amtszeit.
Der Ex-Kanzler hatte noch im Jahre seiner Niederlage gegen Merkel zwei damals durchaus beachtete Mandate in der Wirtschaft gefunden: Zum Einen wurde er Berater des Medienhauses Ringier, das seinen Sitz im schweizerischen Zofingen hat und in Mittel- und Osteuropa damals stark expandierte.
Für die US-amerikanischen Lauscher war jedoch die andere Funktion, die Schröder übernahm, nachdem er in Berlin aus dem Amt scheiden musste, wohl von noch größerem Interesse. Schröder wurde Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der in Zürich angesiedelten Nord Stream AG, die mit einem Anteil von 51 Prozent mehrheitlich zur teilstaatlichen russischen OAO Gazprom gehört.
Die anderen 49 Prozent verteilen sich auf den BASF-Konzern, E.on, die niederländische Gasunie und den französische Energiekonzern "engie", der bislang als GDF Suez aufgetreten ist. Die Zentrale in der neutralen Schweiz und die Verbindung mit vier Großen der westeuropäischen Gaswirtschaft machte die Nord Stream AG von Anfang an zu einem wichtigen Mitspieler im Gasgeschäft des europäischen Binnenmarkts
Dass eine russisch-westeuropäisches Konsortium eine Gasleitung durch die Ostsee plante und dabei Polen, einen engen Vertrauten der USA gezielt umgangen hat, war überhaupt nicht im Interesse der Amerikaner in Osteuropa, konnte jedoch auf eine gewisse Tradition im deutsch-polnischen Verhältnis zurückblicke. Man hatte schon zu DDR-Zeiten gewisse Ressentiments hinsichtlich einer Durchleitung von Energie durch polnisches Staatsgebiet. Dass man mit der Ostseepipeline auch dem schon länger wackelnden Gas-Transitpartner Ukraine zumindest teilweise umgehen konnte, war ein weiterer Aspekt, der den Europa-Planungen der US-Strategen und ihren Zielen in der Ukraine so gar nicht gefallen konnte.
Mit der Überwachung Schröders wollte man bei der NSA offensichtlich auch besseren Zugang zum direkten Umfeld des russischen Präsidenten Putin und dessen Vertrauten Matthias Warnig gewinnen, der Managing Director der Nord Stream AG ist und den Westmächten ob seiner DDR-Vergangenheit und seiner Positionen in der russischen Wirtschaft wohl als suspekt gilt. Es ist davon auszugehen, dass auch die Kontakte mit Indien und China in ähnlichem Umfang ausgespäht werden.