Neuroleptika und Antidiabetika für das junge Volk
Die Verschreibung von Medikamenten an Kinder und Jugendliche wächst in den USA weiterhin an
Glaubt man einem jüngst veröffentlichten Report von Medco Health Solutions, waren 2009 Kinder und Jugendliche die am stärksten wachsende Medikamenten-Konsumentengruppe in den USA. Sie nahmen vier mal so viel verschreibungspflichtige Arzneimitteln wie der Rest der Bevölkerung ein. Jedes vierte Kind unter zehn Jahren erhielt Mittel gegen chronische Beschwerden. Bei den 10-19 Jährigen steigt dieser Anteil sogar auf 30 %.
Über die letzten Jahre verzeichneten zwei Medikamentengruppen den größten Anstieg, die man normalerweise nicht mit Heranwachsenden in Verbindung bringt: Antidiabetika und Neuroleptika (Antipsychotika).
So stieg seit 2001 die Anzahl der 10-19 jährigen Jugendlichen, die cholesterinsenkende Arzneimittel einnahmen, um 50%. Die Gruppe der Neuroleptika wird in den USA nicht nur gegen Schizophrenie, sondern zunehmend auch bei Angstzuständen und Depressionen eingesetzt. Der Gebrauch dieser Arzneimittel hat sich in den USA seit 2001 daher verdoppelt, während der von Antidepressiva seit 2004 um über 20 % abnahm. Damals hatte die Arzneimittelbehörde FDA eine Warnung veröffentlicht, dass einige Antidepressiva Selbstmordgedanken bei Jugendlichen verstärken können. Die behandelnden Ärzte setzen seither eher Neuroleptika ein. Ironischerweise vergrößert der Konsum dieser Neuroleptika die Chance auf das Entstehen einer Typ 2 Diabetes.
Auch die oft kritisierte Vergabe von Medikamenten gegen ADHS ist weiterhin im Anstieg begriffen (9,1 % in 2009) und hat sich auf die Gruppe der 20-34 Jährigen ausgeweitet. Dort stiegen die Verschreibungszahlen um über 21 % an.
Medco analysierte für den Report seine 200 Top-Kunden, die über 40 Millionen Menschen repräsentieren. Die Firma sieht eine blühende Pharma-Zukunft: Bis 2012 sollen die Ausgaben für Arzneimittel um 18 % steigen.