Ölpest wirtschaftlich kein Problem für BP

BP, Transocean und Halliburton schieben sich gegenseitig die Schuld an der Katastrophe im Golf von Mexiko zu

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ob BP mit solchen Aussagen heute vor dem Kongress aufwarten wird? Der Nachrichtensender Bayern 5 zitierte heute morgen den BP-Chef Tony Hayward mit folgender Antwort auf die Frage, wie sich der Konzern auf eine Verschlimmerung der Situation im Golf von Mexiko einstellt: "Das ist nicht das, womit wir planen, oder was wir als Ergebnis sehen wollen, aber wir müssen das als Möglichkeit erkennen und darauf vorbereitet sein, das wir damit umgehen können, wenn es so kommt."

Weniger Unverbindliches werden die amerikanischen Senatoren, die heute die drei an der Katastrophe beteiligten Firmen, BP, Transocean und Halliburton zur Anhörung geladen haben, wahrscheinlich vor allem in einer Sache hören: Wenn es um gegenseitige Beschuldigungen geht. BP hat schon mehrmals darauf hingewiesen, dass man sich nicht als Verursacher der Katastrophe begreift. Bestärkt wird der Konzern durch Aussagen von Experten, die auch in der Klageschrift der Ehefrau eines bei dem Unglück zutode gekommenen Bohrinselarbeiters auftauchen. Sie sprechen den beiden anderen Firmen erhebliche Mitschuld zu. Transocean wegen Sicherheitsmängeln auf der Bohrinsel und Halliburton wegen mangelhafter Arbeit beim Zementmantel am Bohrloch. Experten halten es für wahrscheinlich, dass der Zement versagt habe, was den Blow-Out letztlich verursacht haben könnte.

Hatten sich einige zu Anfangs noch über den hohen Mietpreis in Höhe von 1 Million Dollar täglich gewundert, den BP an Transocean für die Bohrinsel "Deepwater Horizon" zahlte, so zeigt ein aktueller Bericht der Washington Post, dass BP nicht nur diese Kosten, sondern auch die 350 Millionen Dollar, die das Unglück in den ersten 20 Tagen gekostet hat, ohne weiteres bezahlen kann. Demnach hat BP täglich durchschnittlich 93 Millionen Dollar an Einnahmen. Bislang kostete BP die Ölpest im Golf von Mexiko nach eigenen Angaben etwa 17, 5 Millionen Dollar täglich. Den geschätzten 5 000 Barrel Öl, die täglich aus den Lecks der abgerissenen Leitung in 1500 Meter Tiefe austreten, stehen nach Informationen der Washington Post 2,5 Millionen Barrel Rohöl gegenüber, das der Konzern täglich produziert. Manche Anleger, so schreibt die Zeitung, halten den Zeitpunkt für gut, um neue Papiere zu kaufen.

Geht es nach den durch Einsprüche erheblich reduzierten Schadensersatzzahlungen, die Exxon in der Folge des Tankerunglücks vor Alaska zahlen musste (siehe Wird die Rechnung jemals bezahlt?) , so muss sich BP um kräftige Einbußen seines Geschäfts nicht fürchten, auch wenn der Einsatz des kleineres Zylinders, mit dem das auströmende Öl aufgefangen werden soll, so wenig klappt wie zuvor der Einsatz der größeren Auffangglocke (siehe Abschließen des Bohrlochs mit Stahlkuppel gescheitert). Was die ökologischen Schäden anbelangt, so hat BP-Chef Tony Hayward sicher eine unverbindliche Antwort parat.