Offensive für Stromwende
100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030 erfordern einen entsprechenden Ausbau der Produktionskapazitäten
Der ehemals langjährige Bundestagsabgeordnete der Grünen Hans-Josef Fell fordert eine sofortige "Offensive für den Neubau vieler Solarfabriken, Windkraftfabriken, Bioenergie-Anlagenhersteller, Geothermie-Ausstatter und Wasserkraftproduzenten, genauso wie neue Fabriken für Speicher, Wärmepumpen oder E-Mobile (...)."
Der Strombedarf werde sich langfristig verdoppeln, aber dennoch sei ein Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energieträger schon bis 2030 möglich. Freilich nicht, wenn es im bisherigen Schneckentempo weitergeht.
Fell war im Jahr 2000 gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen SPD-Abgeordneten Hermann Scheer einer der Väter des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das in den Folgejahren einen regelrechten Boom bei den Erneuerbaren auslöste.
Zahlreiche Verschlechterungen des Gesetzes haben jedoch seit der "schwarz-gelben" Bundesregierung der Wahlperiode 2009 bis 2013 erst den Solar-, dann den Biogas- und schließlich ab 2018 auch noch den Windkraftausbau massiv beschränkt.
Exponentielle Wachstumskurven möglich
Doch Fell ist der Ansicht, dass sich erneut wie vor fast 20 Jahren exponentielle Wachstumskurven anstoßen ließen. Das erscheint nicht unplausibel, denn immerhin sind die Preise inzwischen erheblich günstiger. Solaranlagen kosten heute nur noch einen Bruchteil dessen, was noch vor zehn oder gar 15 Jahren für sie ausgegeben werden musste.
Längst macht die Arbeit der örtlichen Handwerker den größten Posten bei den Installationskosten aus. Nebenbei kann also mit dem Solarausbau auch die örtliche, oftmals ländliche Ökonomie gestärkt werden.
Auch Windkraft und Biogas bieten das Potenzial, den örtlichen Raum zu fördern, wenn die Erträge der Anlagen vor Ort bleiben. Dafür müssten die Standortgemeinden mehr an den Gewerbesteuern beteiligt werden, was vermutlich demnächst kommen wird.
Aber es müssten auch die Verfahren wieder vereinfacht und Förderung auch ohne Ausschreibung möglich sein. Die Ausschreibungsverfahren für die Windenergie haben inzwischen die besonders im Nordwesten häufigen Energiegenossenschaften und Bürgerprojekte nahezu vom Neubaumarkt verdrängt.