Panama Papers erheben schwere Vorwürfe gegen Messi
Der Fußballstar des FC Barcelona soll Steuerhinterziehung nach der Aufdeckung 2013 fortgeführt haben
"Leo Messi ist auf dem besten Weg, als Steuerhinterzieher so berühmt zu werden wie durch seine sportlichen Erfolge", schreibt die spanische Zeitung "El Confidential". Sie gehört zum Internationale Konsortium für investigativen Journalismus (ICIJ). Das Recherchenetzwerk hat nun die "Panama Papers" veröffentlicht.
Es handelt sich um Dokumente über mehr als 214.000 Briefkastenfirmen von Regierungschefs wie dem Argentinier Mauricio Macri, dem Isländer Sigmundur Gunnlaugsson, von zahleichen Politikern oder Persönlichkeiten wie der Schwester des abgedankten spanischen König Pilar de Borbón, dazu finden sich auf der Liste auch Künstler und Sportler. Sie alle sollen in Steuerparadiesen wie Panama mit Hilfe der Kanzlei Mossack Fonseca Briefkastenfirmen unterhalten haben, um Steuern zu sparen oder zu hinterziehen.
In der illustren Gruppe findet sich auch der Ausnahmefußballer des FC Barcelona Lionel Messi. Für ihn könnte es nun ernst werden, wenn sich die veröffentlichten Anschuldigungen bestätigen. Mit seinem Vater soll er im Juni 2013 die Firma Mega Star Enterprises Inc. gegründet haben. Das ist deshalb besonders pikant, da der Vorgang am 13. Juni eingeleitet worden sein soll. Das ist genau ein Tag, nachdem bekannt wurde, dass Messi in Spanien 4,1 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hatte. Schon damals führten Spuren nach Mittelamerika. Werberechte wurden an ein Geflecht von Offshore-Firmen zur Vermeidung von Steuern abgetreten.
Um ein Strafverfahren zu verhindern, einigte sich schließlich Messi mit den Finanzbehörden auf eine Steuernachzahlung in Höhe von fünf Millionen Euro. Doch die Strategie ging nur zum Teil auf. Denn Ende Mai müssen sich der Fußballer und sein Vater trotz allem vor Gericht verantworten. Die Enthüllungen kommen für sie zur Unzeit. Es wird nun vermutlich schwieriger, sich als geläuterte Sünder darzustellen. Bisher hatte Messis Strategie zur Verteidigung weitgehend funktioniert. Für ihn wird nur die Mindeststrafe von siebeneinhalb Monaten Haft gefordert. Für seinen Vater, dem die Hauptverantwortung zugeschrieben wird, werden 18 Monate gefordert. Ein Haftantritt ist bei solchen Strafen fast ausgeschlossen, wenn keine Vorstrafen vorliegen.
Die Frage ist nun, was in einem zweiten möglichen Prozess passiert, der auf Basis der neuen Dokumente eröffnet werden könnte. Ohnehin sind da noch die Vorwürfe gegen den Vater, er könne Drogengelder gewaschen haben. (l) Die detaillierten Veröffentlichungen legen nahe, dass die Messis Geld aus Werberechten an spanischen Steuerbehörden vorbei geschleust haben. "Der Star von Barcelona brauchte nur einige Stunden, um ein neues Geflecht zur Steuerhinterziehung aufzubauen", als Spanien den bisherigen Betrug aufgedeckt hatte, schreibt El Confidential.
Messi beteuerte, er habe alles "blind" unterschrieben, was sein Vater ihm vorgelegt habe. Doch Messi und sein Vater sollen Mega Star bis zum heutigen Tag kontrollieren. Nach Angaben des Rechercheteams hätten sie es erfolgreich geschafft, mit der neuen Firma unter dem Radar spanischer Ermittler zu bleiben. Die hätten bis Sonntag bisher nichts von der Existenz von Mega Star gewusst.
Die Messis sollen das Vorgehen großer Geldwäscher kopiert haben. Über die Anwaltskanzlei Abreu, Abreu & Ferres in Uruguay sei Mega Star über Mossack Fonseca gekauft worden, die im Februar 2012 gegründet wurde, aber inaktiv war. Das belegten Emails, die dem Rechercheteam vorliegen. "Strohmänner" seien in die Firmenleitung gesetzt worden, um Mega Star zu benutzen, um Vermögen oder Kapital der Kunden zu verstecken.
Dass Messi und sein Vater die Besitzer seien, gehe aus einem von beiden unterzeichneten veröffentlichten Schreiben hervor. Darin "erklären Jorge Horacio und Lionel Andrés Messi", sie würden die "Würdenträger/Direktoren", wie die Strohmänner genannt werden, für alle Forderungen, Kosten, Ausgaben entschädigen, die praktisch von jeder Verantwortung entbunden werden. Inzwischen hat die Familie bestätigt, tatsächlich hinter Mega Star zu stehen. Aber Messi erklärt, die Firma sei "völlig inaktiv gewesen und habe nie über Geldmittel oder offene Konten verfügt." Die Vorwürfe seien falsch und verleumderisch.
Neben Messi werden weitere Spitzenfußballer, wie Ivan Zamorano, Gabriel Heinze oder Leonardo Ulloa in den Panama Papers genannt. Auf der Liste stehen auch Spitzenfunktionäre, wie der wegen Korruptionsvorwürfen gesperrte UEFA-Präsident Michel Platini und auch der der frühere FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke soll die Dienste von Mossack Fonseca in Anspruch genommen haben.
Als Verein sticht in Spanien der baskische Club Real Sociedad hervor. Er soll "systematisch" in mindestens sieben Fällen zwischen 2000 und 2008 Briefkastenfirmen gegründet haben, um internationale Spieler zu bezahlen. Der Serbe Darko Kovacevic habe offiziell für monatlich 1500 Euro in San Sebastian gespielt und dafür Steuern bezahlt. Sein realer Lohn, der über Steuerparadiese kanalisiert worden sei, habe aber 90.000 Euro betragen.