Schmutziges Erdgas
Was der US-Präsident unter sauberer Energie versteht
US-Präsident Barak Obama hat am Dienstag in seiner Rede an die Nation versucht, dem Umbau der US-Energieversorgung neuen Schwung zu geben. Nachdem allerdings alle Gesetzesentwürfe für eine Klimaschutzgesetzgebung in den letzten Wochen in Senat und Abgeordnetenhaus gescheitert waren, vermied er jeden Bezug auf den Klimawandel und versuchte stattdessen, vor allem ökonomisch zu argumentieren und an den Nationalstolz zu appellieren. Die USA würden hinter Europa, Russland - das in Obamas Geografie offensichtlich nicht auf dem alten Kontinent angesiedelt ist - und China zurückfallen, was den Ausbau seiner Infrastruktur angehe.
Erneut forderte er den Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes für Züge. Bis 2035 sollten 80 Prozent der US-Bevölkerung im Einzugsgebiet eines solchen Netzes leben. Auch für den Umbau der Energieversorgung gab er 2035 als Zieljahr aus: Bis dahin sollte 80 Prozent der Elektrizitätversorgung mit "sauberen" Energieträgern abgedeckt werden. Mit markigen Worten forderte er außerdem ein Ende der Subventionen für die Ölindustrie, die auch ganz gut ohne das Geld der Steuerzahler auskommen würde. Dies solle lieber in neue Energien gesteckt werden.
Der Haken verbirgt sich allerdings im Detail: Zu den "sauberen" Energien zählte Obama explizit auch Atomkraft, "saubere" Kohle und Erdgas. Was die sogenannte saubere Kohle angeht, so gibt es auch in den USA bisher kein kommerzielles Kraftwerk, dass in der Lage wäre, im großen Maße CO2 aus seinen Abgasen abzuscheiden. Außerdem haben zuletzt Nachrichten aus Kanada gezeigt, dass die unterirdische Einlagerung von CO2 alles andere als sicher ist.
Wenig besser sieht es mit dem Erdgas aus. Dies ist in den USA meist sogenanntes unkonventionelles Erdgas, das mit verschiedenen Chemikalien aus dem Untergrund gepresst wird. Oft muss dieser mit erheblichem Druck regelrecht aufgebrochen werden, um das in kleinen Poren steckende Gas fördern zu können. Wie nicht anders zu erwarten, bringt das erhebliche Probleme mit sich.
Aus Wyoming wurde letztes Jahr berichtet, dass die dortigen Behörden der Bevölkerung raten, kein Wasser zum Trinken oder Kochen zu verwenden, das aus der Nähe der Bohrlöcher stammt. Offenbar wurde dort das Grundwasser kontaminiert.
Ähnliche Berichte gibt es aus verschiedensten Ecken der USA. Das Magazin The Nation schrieb letzten Sommer von weitverbreiteten Problemen mit den verwendeten Chemikalien und überforderten Aufsichtsbehörden. US-Firmen hält das nicht davon ab, diese Technologie zu exportieren. Im westfälischen Münsterland will zum Beispiel ExxonMobil Probebohrungen vornehmen, was dort auf erhebliche Proteste stößt.