Späte Reue - Grüne wollen Ausbreitung der Mais-Wüsten bremsen

Kleefelder oder gleich Blumenwiesen statt Mais-Monokulturen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Zur Zeit kursieren gleich mehrere Vorschläge um die für die Biogasproduktion angelegten Maismonokulturen durch ökologisch günstigere Ackerpflanzen zu ersetzen. Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, deren damalige Landwirtschaftsminsterin Künast Mit-Urheberin des "Biomasse-zu-Biogas-Konzepts" im EEG war, setzen auf Luzerne statt Mais, um den Anbau von "Biomasse" für den Boden verträglicher zu machen und - im Gegensatz zum Windbestäuber Mais - gleichzeitig auch wieder Insekten eine Lebensgrundlage auf den Äckern zu schaffen.

Leguminosen wie Klee- und Luzerne seien auch deshalb eine Alternative weil sie Humus aufbauen und so weiteres Kohlendioxid aus der Atmosphäre im Boden binden. Außerdem benötigen sie als stickstoffbindende Pflanzen keine synthetischen Stickstoff-Düngemittel für deren Erzeugung viel Energie verbraucht würde und deren Einsatz auf dem Feld wieder Lachgas, ein weit stärkeres Klimagas als CO2, freisetzt.

Auf Biogas aus Ackerpflanzen wollen die Grünen aber weiterhin nicht verzichten. In ihrem Antrag im Bundestag schreiben sie, Biogas sei als zeitlich flexibel verfügbarer Energieträger ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Energiewende. Deshalb wollen sie lediglich das System anpassen und die gröbsten Fehlentwicklungen beim Biomasse-Anbau korrigieren, damit die Akzeptanz für diese Form der Energiegewinnung nicht ganz verloren geht.

Der Antrag im Bundestag zielt darauf ab, eine Änderung in der Biomasseverordnung durchzusetzen, wonach die Verwertung von Leguminosen in Biogasreaktoren mit Mais gleich bewertet würde. Das soll diese Pflanzen für konventionelle Agrarbetriebe, die bisher auf Mais setzen, attraktiver machen, aber vor allem auch Biohöfen, die Luzerne bereits jetzt als Zwischenfrucht einsetzen, den Einstieg in die Biogasproduktion ermöglichen. Von Seiten der Grünen soll es so prinzipiell bei der Methanproduktion mit Ackerpflanzen bleiben nur eben etwas umweltverträglicher.

Wenn es schon beim Biomasseanbau für die Strom und Methanproduktion bleiben soll, bieten sich aber viel mehr Pflanzen als Alternative zum Mais an. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim hat zum Beispiel bis 2011 in zwölf Bundesländern auf 200 Hektar Versuchsfeldern Fruchtfolgen mit Sonnenblumen, Malven, Klee, Buchweizen, Wilder Möhre und Lichtnelken als Biomasselieferanten angebaut.

Die Feldversuche zeigten, dass sich auch diese Blumenwiesen mit herkömmlicher Landtechnik bewirtschaften lassen und die Erträge 50 bis 70 Prozent des Referenzertrags eines Maisfeldes erreichen. Dennoch seien die Blumenwiesen, trotz ihres mengenmäßig geringeren Ertrags, den Maismonokulturen wirtschaftlich mindestens ebenbürtig, denn den geringeren Erträgen stehen große Einsparungen gegenüber: Die Pflanzen müssen nur einmal gesät werden und können danach fünf Jahre lang geerntet werden, außerdem fallen die Kosten für Dünge- und Spritzmittel weg, weil der Wildblumenmix ohne Pestizide auskommt.

Begleitende Untersuchungen durch das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz zeigen zudem, dass die bunten Wiesen die Artenvielfalt fördern, weil sie Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten schaffen, der Boden durch den geringeren Maschineneinsatz weniger stark verdichtet und Boden und Grundwasser durch den Verzicht auf Chemie entlastet werden.