Tepco gibt Entwarnung
In Reaktor 2 soll ein kaputtes Thermometer für den vermeintlichen Temperaturanstieg verantwortlich sein. Regierung und Tepco im Clinch
Im Reaktor 2 des AKW Fukushima 1 ist die Temperatur seit Anfang Februar kontinuierlich angestiegen. Da 80 Grad Celsius überschritten worden waren, gab es Bedenken, ob der Reaktor, in dem sich eine Kernschmelze wie in zwei weiteren ereignet hat, noch stabil in Kaltabschaltung ist. Nun gibt der Betreiberkonzern Tepco Entwarnung.
Den Temperaturanstieg habe lediglich ein kaputtes Thermometer verursacht und sei daher kein Grund für einen Alarm. Da kein Xenon gemessen werden konnte, war man davon ausgegangen, dass auch keine nukleare Kettenreaktion stattgefunden habe. Auch die Caesium-Werte außerhalb des Reaktors seien nicht angestiegen. Zudem seien die Werte bei zwei weiteren Thermometern auf derselben Höhe bei etwa 30 Grad stabil geblieben. Die am Boden gemessene Wärme, wo diw Kernschmelze sein muss, soll langsam zurückgehen, da nun auch mehr 10 Grad kaltes Kühlwasser in den Reaktor gepumpt worden war.
Der Ansicht von Tepco schloss sich auch die Atomaufsichtsbehörde an. Es sei nicht plausibel, so der Vizevorsitzende Takashi Sawada, dass sich die Temperatur an einer Stelle erhöht, während es sonst eine Abkühlungstendenz gebe: Das Thermometer "muss kaputt sein, da andere Geräte in der Nähe niedrige Werte angeben".
Zwist um Verstaatlichung von Tepco
Zwischen Tepco und Regierung ist inzwischen ein Streit aufgeflammt. Industrieminister Edano ist empört, dass Tepco eine Billion Yen (fast 10 Milliarden Euro) an öffentlichen Krediten einfordert, um einer Pleite zu entgehen, aber die Kontrolle nicht abgeben will. Die Regierung soll dafür, so ein Tepco-Manager, höchstens ein Drittel der Stimmen erhalten. Für Edano hingegen ist klar, dass mit der Verstaatlichung auch die Regierung entscheidenden Einfluss auf die Konzernführung haben muss. Die Regierung hat die Einrichtung des staatlichen Fonds bereits bewilligt, der in Tepco investieren soll. Edano machte aber nun klar, dass die Regierung kein Geld geben werde, wenn sie nicht eine Aktienmehrheit erhält. Die Frage ist freilich, ob Edano seine Haltung durchhalten kann, schließlich würde Tepco ohne staatliche Gelder pleite gehen und die Verantwortung für die Entschädigungsleistungen und die Stromversorgung vermutlich auf die Regierung übergehen.
Tepco muss dieses Jahr 900 Milliarden Yen (8,7 Milliarden Euro) an Verbindlichkeiten zurückzahlen und muss mit steigenden Kosten rechnen, um den Ausfall der Reaktoren zu kompensieren. Dazu kommen die Kosten für die Arbeiten im havarierten AKW Fukushima 1 sowie für den Abbau und die Endlagerung.
Im März muss der letzte noch laufende Reaktor 6 des AKW Kashiwazaki-Kariwa routinemäßig zur Inspektion abgeschaltet werden. Damit würde kein Reaktor von Tepco mehr Strom erzeugen - und Japan wäre um diese Zeit amtomstromfrei, wenn die lokalen Behörden bis dahin nicht die Genehmigungen erteilen.