Trump versus Xi: Null zu eins
Der US-Präsident scheint es nicht darauf angelegt zu haben, sich in Ostasien Freunde zu machen. Chinas Präsident spricht seinen Nachbarn hingegen auf dem APEC-Gipfel ausnahmsweise einmal aus dem Herzen
US-Präsident Donald Trump hat nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa multilateralen Handelsverträgen eine Absage erteilt - in einer Rede auf dem diesjährigen Gipfel der Asia Pacific Economic Cooperation (APEC). Sein Land werde den Diebstahl von geistigem Eigentum nicht weiter hinnehmen, soll der US-Präsident gesagt haben.
Laut BBC sprach Trump von "chronic trade abuse" ("chronischem Missbrauch des Handels"), womit er viele seiner Zuhörer düpiert haben dürfte. In Ost- und Südostasien herrscht insbesondere in der Diplomatie aber nicht nur dort eine Kultur, in der Kritik nur indirekt geäußert wird, um seinem Gegenüber die Gelegenheit zu geben, das Gesicht zu wahren.
"America First"
Der US-Präsident betonte außerdem, dass die Interessen seines Landes stets an erster Stelle für ihn stünden. Das ist natürlich zum einen eine Plattitüde und Selbstverständlichkeit, vorgetragen in diesem Rahmen kommt es aber fast einer Absage an die Zusammenarbeit gleich.
Allerdings sprach sich Trump für bilaterale Handelsabkommen aus. Zwar betonte er in diesem Zusammenhang Fairness, aber wenn eine Wirtschaftsmacht wie die USA (oder die EU oder China) einen bilateralen Vertrag abschließt, ist eigentlich klar, wer am längeren Hebel sitzt.
Xi: Globalisierung "irreversibler historischer Trend"
Ganz das Gegenteil scheint da die Rede des chinesischen Präsidenten und KP-Chefs Xi Jinping gewesen zu sein. Laut dpa wurde sie mehrfach von Beifall unterbrochen. Xi brach erneut eine Lanze für die Globalisierung und warb für ein Netz multinationaler Freihandelsverträge.
Laut BBC bezeichnete Xi die Globalisierung als "irreversiblen historischen Trend", aber die Ausrichtung des Freihandels müsse "offener, ausgewogener, gerechter und mehr zum Wohle aller" sein.
In der 1989 gegründeten APEC sind 21 Pazifik-Anrainerstaaten zusammengeschlossen, die 40 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren und 60 Prozent des Weltsozialprodukts erwirtschaften. Ihr gehören neben Gastgeber Vietnam unter anderem die USA, Russland, Australien und China sowie einige weitere amerikanische und asiatische Staaten an. (Hier die Mitgliederliste.)
Vietnam: Trump beliebter als zuhause
Derweil schreibt die New York Times in einem Vorbericht über den Trump-Besuch in Vietnam, dass dieser dort trotz der bitteren, noch immer nachwirkenden Hinterlassenschaften des US-Krieges gegen den südostasiatischen Staat wie Agent Orange, Landminen und drei Millionen Toten beliebter als zuhause sei. Das war allerdings vor seiner Rede.
Vietnam befindet sich in einer diffizilen Machtbilanz. In den vergangenen Jahren hat es trotz des erst rund 40 Jahre zurück liegenden Krieges, unter dessen Folgen das Land bis heute schwer leidet, eine erhebliche Annäherung an Washington gegeben.
Hanoi sucht als Nachbar des rasch aufsteigenden Chinas, mit dem es zum einen zwar viele kulturelle und politische Gemeinsamkeiten, aber auch eine lange Geschichte von Dominanz und Widerstand teilt, die Rückendeckung der USA. Das trifft insbesondere auch auf den Streit Vietnams mit China zu, den die beiden seit langem über unbewohnte Inselgruppen im südchinesischen Meer haben. Dieser ist im wesentlichen eine Folge umstrittener Grenzziehungen aus der Kolonialzeit.