Tunesien: 37 Tote bei Anschlag auf Hotels
Der Angreifer drang eine Hotelanlage ein und schoss mit einem Schnellfeuergewehr auf Sicherheitskräfte und Feriengäste aus Frankreich, Deutschland, Belgien und Großbritannien
Nicht nur in Frankreich und in Kuwait, sondern auch im nordafrikanischen Tunesien gab es am heutigen Freitag Anschläge, die vermutlich islamistisch motiviert waren. Das tunesische Innenministerium hat inzwischen bestätigt, dass sich unter den Zielen im Badeort Sousse auch ein Hotel der spanischen RUI-Kette befanden habe. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums vom heutigen Nachmittag, sollen 28 Personen bei den Angriffen auf die Hotels ihr Leben verloren haben, 38 wurden verletzt.
Am späten Nachmittag wurde die Zahl der Toten mit 37 angegeben.
Unter den getöteten Touristen befanden sich Franzosen, Deutsche, Belgier und Briten (und nach früheren Informationen, die aber nicht mehr bestätigt wurden, auch Russen, spätere Einf. d. Red.). Die Hotelkette hat inzwischen auf Facebook den Angriff bestätigt und den Angehörigen den Opfern ihr Beileid ausgesprochen.
Der Angreifer (Update: ursprünglich hieß es "die Angreifer", zwei Tage später geht man nur mehr von einem Täter aus) soll aus Kalaschnikow-Schnellfeuergewehren das Feuer auf die Touristen am Strand eröffnet haben. Ein Augenzeuge, ein Hotelangestellter, berichtet von einem Angreifer, der mit kurzen Hosen bekleidet gewesen sei und wie ein Tourist ausgesehen habe.
Wieder einmal war offenbar erneut eine spanische Einrichtung Ziel eines Attentats. Immer wieder hatte Al-Qaida davon gesprochen, den Maghreb von "Franzosen und Spaniern säubern" zu wollen. Die spanische Regierung hat inzwischen bestätigt, dass das eigentliche Ziel des Angriffs das Hotel Imperial Marhaba gewesen sei. Das Hotel mit mehr als 350 Betten wird gemeinsam von der RUI-Kette und dem Reiseveranstalter TUI betrieben und aus Deutschland exklusiv von TUI vermittelt.
Es ist abzusehen - und das ist wohl auch das Ziel des Anschlags- , dass der zweite Terrorangriff in nur drei Monaten die Ökonomie des Landes hart treffen wird und es nun zu massiven Stornierungen im Sommer kommt. Am 18. März wurde das Bardo-Nationalmuseum in der Hauptstadt angegriffen. Bei dem heutigen Anschlag ist unklar, wer für ihn verantwortlich ist. Im März hatte sich die islamistische IS bekannt, doch die beiden Attentäter hielten auch enge Verbindungen zu Al-Qaida im islamischen Magreb (AQIM).
Der Tourismus ist die Achillesferse des Landes. Nach dem tunesischen Frühling und der Beseitigung des Diktators, versuchte sich das Land, auch mit einer neuen Verfassung als stabil zu zeigen. Tatsächlich ist ein Chaos wie in anderen Ländern ausgeblieben. Doch mit Terror soll es deshalb destabilisiert werden. Auch wenn der Tourismus zuletzt nur noch 7% zur Wirtschaftsleistung beitrug, soll er mit der Stabilisierung dem Land dringend benötigte Einnahmen bringen und die Arbeitslosigkeit abbauen.
Schon nach dem Anschlag im März ging die Zahl der Touristen zurück. Zwischen Januar und Juni wurden fast 22% weniger verzeichnet. Insgesamt war der Sektor gerade erst dabei, sich wieder zu erholen. Jetzt lag die Zahl in diesen Monaten insgesamt fast 30% niedriger als vor den Protesten 2010. Vor allem Europäer blieben verstärkt aus und es ist zu erwarten, dass nach diesen neuen Anschlägen ihre Zahl weiter abnehmen wird.
Schon jetzt hat die Fluglinie Jetairfly erklärt, die Flüge nach Tunesien auszusetzen. Die tunesische Ministerin für Tourismus Selma Elloumi erklärte: "Das ist eine Katastrophe." Sie forderte die Bevölkerung gleichsam auf, jetzt zusammenzustehen. Die Zahl der Verletzten hat sich auf 20 erhöht.
Nutznießer der Attentate wird auch Spanien sein, das durch die Vorgänge in Nordafrika in den letzten Jahren Tourismusrekorde verzeichnet.