US-Geheimdienstveteranen schreiben offenen Brief an Merkel
Die "Veteran Intelligence Professionals for Sanity" (VIPS) fordern die deutsche Bundeskanzlerin auf, beim kommenden NATO-Treffen harte Fragen zu stellen
Bei den Unterzeichnenden handelt es sich um ehemalige Mitarbeiter der US-Geheimdienste wie etwa den früheren technischen Direktor und NSA-Mitbegründer William Binney, die diesen ungewöhnlichen Schritt unternehmen, um sie noch vor dem Nato-Treffen vom vierten und fünften September über ihre Ansichten zu informieren.
So müsse Merkel erfahren, dass die Beschuldigung einer russischen "Invasion" anscheinend nicht von verlässlichen Geheimdiensterkenntnissen gestützt werde, sondern an die "Beweise" erinnert, die vor 12 Jahren zur Rechtfertigung des Irak-Krieges präsentiert wurden. Dabei habe selbst Präsident Obama kaum Kontrolle über die Hardliner in der Administration, die "wenig Sinn für Geschichte (hätten), wenig vom Krieg verstehen und eine politische Linie durch Anti-Russische Invektive ersetzen" würden.
Wegen der "steigenden Bedeutung und dem offensichtlichen Vertrauen auf Informationen, die wir für gefälscht halten", sei die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation des Konflikts über die Grenzen der Ukraine hinaus gestiegen. Diese Gefahr könne jedoch wieder gesenkt werden, würden Merkel und andere europäische Führer beim kommenden Nato-Treffen einen "gesunden Skeptizismus" an den Tag legen.
Dabei sollten sie auch die Erfahrungen mit der Glaubwürdigkeit von Nato-Generalsekretär
Anders Fogh Rasmussen nicht vergessen, der als dänischer Staatschef seinem Parlament am Tage vor dem US-Einmarsch im Irak mitgeteilt hatte, dass es kein "Verdacht" sei, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitze, sondern eine "Gewissheit".
Die am 28. August von den USA präsentierten Fotos würden jedenfalls einen sehr fadenscheinigen Beweis darstellen, und vor allem an die Foto-Beweise erinnern, die Colin Powell einst der UNO vorgelegt hatte. Schon damals hätten die VIPS Präsident Busch aufgefordert, die Beweise genauer zu prüfen und vor allem seinen Beraterkreis um Experten auszuweiten, die nicht zu den "Falken und Kriegstreibern" gehören.
Tatsächlich gehe es den USA um den Beitritt der Ukraine zur Nato, was von Russland seit jeher als "Überschreiten einer roten Linie" betrachtet werde. Um nun einen Waffenstillstand zu erreichen; müsse Poroschenko und Jazenjuk klar gemacht werden, dass eine Nato-Mitgliedschaft nicht zur Diskussion stehe und dass die Nato nicht die Absicht habe, sich auf einen Stellvertreterkrieg mit Russland einzulassen - und schon gar nicht mit dem "Mob" der ukrainischen Armee.
Telepolis hat den Offenen Brief im Wortlaut in deutscher Übersetzung veröffentlicht.