Verdacht auf Attentatsvorbereitung
Update: Norwegischer Ex-Black-Metal-Musiker Varg Vikernes wurde in Frankreich wieder aus der Haft entlassen
Laut Le Point, wurde Varg Vikernes von der französischen Polizei in Untersuchungshaft genommen.
Vikernes besitzt eine kriminelle Vorgeschichte: Er wurde Anfang der Neunziger in Norwegen zu 21 Jahren Haft für den Mord an seinem Mitmusiker Euronymous (bürgerlicher Name: Øystein Aarseth) wie auch diverser Kirchenbrandstiftungen verurteilt ( Hasse deinen nächsten, wie dich selbst). Am 16.07. 2013 steht er nun im Verdacht, ein "Massaker" in Planung zu haben. Der inländische Geheimdienst hätte zu ermitteln begonnen, als sie erfuhren, Vikernes hätte von Breivik sein Manifest erhalten. Doch ist eine persönliche Zusendung sicher nicht notwendig gewesen, da auf entsprechenden Foren das Manifest leicht besorgt werden kann.
Es ist zu vermuten, dass Vikernes seit Einreise in das Land unter Beobachtung steht, da er nach wie vor Verbindungen zu extremistischem Gedankengut in seinen zahlreichen Schriften offen legt. Wie ernst indes die Gefahr ist, die von Vikernes' Plänen ausgeht, wissen momentan nur die verantwortlichen Beamten der französischen Polizei. Le Monde von einem "acte terroriste d’envergure" aus, was die Verhaftung in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Seine französische Ehefrau Marie Cachet soll laut den französischen Presseberichten kürzlich vier Schusswaffen (Gewehre) legal erworben haben. Der "Kristian" getaufte Norweger, der seinen Vornamen aufgrund seiner heidnischen Weltsicht offiziell in "Varg" änderte (Varg ist eines der norwegischen Worte für Wolf), hat noch während seiner Haft in Norwegen durch Propagandaschriften, die von einer archaischen heidnisch-religiösen Gemeinschaft aller Skandinavier und Germanen erzählen, Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auf seinem Blog Thulean Perspective verbreitet er seine antisemitischen, antizionistisch-konspirativen und odinistischen Ansichten.
In der Black-Metal-Szene und der Metalszene allgemein ist er aufgrund seines Kapitalverbrechens und seiner politischen Gesinnung höchst umstritten: Während die britische Presse ihn meist hofiert - nach der Haftentlassung aus dem Gefängnis Bergen im Jahr 2009 gab es bereits längere Interviews, das letzte im Dezember 2011 im Terrorizer Magazine #217 -, erfährt er in der deutschen Fachpresse einen weitgehenden Boykott. Der Bezug des Extreme Metal auf Themen des Todes, Zerfalls und der Misanthropie wird meist als Imagepflege betrieben, jedoch nicht in reale Verbrechen umgesetzt. Vikernes und noch andere Black-Metal-Musiker aus Skandinavien und auch Deutschland haben insofern die Maßstäbe der Ernsthaftigkeit in der Szene verschoben. In Vikernes' Äußerungen fällt die Uneinsichtigkeit und selbstgefällige Rechtfertigung seiner Taten in einem größeren Kontext des Kulturkampfes auf. So ist es nicht verwunderlich, dass er ideologisch aktiv bleibt. Kürzlich distanzierte sich Vikernes zum wiederholten Mal von seiner Vergangenheit im Extreme Metal
Nach dem Juli 2011 wurden nicht nur in Norwegen Vergleiche zwischen Varg Vikernes und dem Utøya-Attentäter Anders Behring Breivik gezogen; der französische Zeitungsbericht weist darauf hin, dass Vikernes das über tausendseitige Manifest seines Landsmannes gelesen habe. Auf der Homepage von Vikernes' Musikprojekt Burzum findet sich eine entsprechend lange und explizite Einlassung auf das Massaker.
Vikernes wittert in Breivik zudem einen Zuarbeiter zur freimaurerischen-jüdischen Weltverschwörung gegen die letzten Menschen, die sich zum heidnischen Erbe Europas und damit, in Vikernes' Weltsicht, zur Ehrlichkeit und Männlichkeit bekennen. Nur in einer weiten (fiktional inszenierten) Vergangenheit scheint für Vikernes ein unverdächtiges und verschwörungsfreies Leben möglich. Es ist zu vermuten, dass Vikernes so schnell keine Ruhe gibt, auch trotz oder gerade wegen einer möglichen zweiten Haft in Frankreich: Wer sich im Kampf gegen das Missverständnis wähnt, wird nie das Gefühl haben, schon genug gesagt zu haben.
Update: Vikernes wurde aufgrund des Fehlens "eines terroristischen Planes und eines konkreten Zieles" am 18.07. wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach französischem Recht hätte er bis Freitagabend festgehalten werden können. Durch den Waffenkauf durch seine Frau Marie Cachet und die fremdenfeindlichen und antisemitischen Äußerungen auf seinem Blog wurden die Behörden alarmiert. Spätestens jetzt weiss Vikernes um die Beobachtung durch französische Sicherheitskräfte.