Voll und verfressen

Neben der Spur

Das Internet ist ja so wie Licht und Lichtschalter. Man denkt nicht darüber nach. Bis die Birne dunkel bleibt.

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In fünf Jahren, so die Wissenschaftler der Royal Society bei einem Treffen in London, könnten die Lichter ausgegen: dem Internet. Denn es ist eben so, dass die Backbones Nadelöhre werden, durch deren Fiberglass Kabel nicht mehr als 100 Terrybits pro Sekunde fließen könnten. Dann macht der liebe Gott aus physikalischen Gründen den Deckel drauf und draußen stauen sich die Daten in der Kälte. Aber man habe schon ein paar Tricks in der Hinterhand und könne klug noch ein wenig herum rechnen, dann sei das alles kein zu großes Problem. Je nun, fünf Jahre bleiben uns ja noch, erst dann soll es knapp werden (2035 könnte das Internet den gesamten britischen Strom fressen)..

Vielleicht dürfen dann, wenn die Tricks nicht funktionieren, nur noch die Menschen mit den Anfangsbuchstaben A-K an Sonntagen NetFlix anschalten, das immerhin schon ein Drittel des Nettraffics in den USA ausmacht. Und am Montag dann die mit L-Z. Oder es gibt Sparwochen, an denen wir uns freiwillig verpflichten, doch lieber eine Tageszeitung zu kaufen.

Das wäre vielleicht derzeit noch umweltbewusster, als uns das klar ist. Schon 2011 belief sich der Energiekonsum durch das Internet (vor allem durch den Betrieb von Datacentern) auf 2 Prozent des gesamten Stroms, den wir verbrauchen. Und 2013 haben alleine die USA für diese Datenschmelztiegel, die man auch Serverfarmen nennen kann, umgerechnet 34 Kohlekraftwerke gebraucht, nur um die Festplatten am Laufen zu halten.

Dabei sind wir gerade erst unterwegs in Richtung Cloud. Und wenn wir nicht aufpassen, löst sich vermutlich das ganze Internet mit seinem notwendigen Stromnetz (pardon, eigentlich mehr seine Datencenter) mit einem lauten Puff in Luft auf.

Wenn nicht vorher eben der Datenstau losgeht. Das könnte auch so eine Art von natürlicher Datenbremse sein, die uns rein stromtechnisch wieder auf normal Null bringt. Oder die Server auf die noch letzten Gletschergebiete verteilt, damit wenigstens für Kühlung gesorgt ist.

Hört sich alles nicht gut an. Ich glaube, ich schreibe mir heute einfach einmal alles, was ich wissen will, auf eine Schiefertafel auf und gehe damit zur besten Gattin von allen. Das spart Strom und Zeit, spart den Backbone und macht mich zum grünen Vorreiter. Das klappt sicher. Die weiß doch sonst schon wieder alles, zum Beispiel, wo meine Socken von gestern Abend schon wieder herumliegen.