Zusammen auf einer Insel

Als ob wir nicht alle ein wenig darauf gewartet hätten: jetzt kommt das Quarantäne Daten. Très chic.

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Es wäre ja nun mal auch zynisch zu behaupten, dass sich mit der Corona Pandemie kein Geld verdienen liesse. Wenn auch auf Umwegen. Bei allen Verschwörungstheorien wird ja sicher niemand behaupten wollen, dass sich das COVID-19 Virus auch noch für seine schamlose Ausbreitung bezahlen lässt. Nein, so weit sind wird dann doch noch nicht.

Aber um dieses Thema herum entstehen Märkte. Abstruse zum Teil. So ist das Aufkommen von Domain Namen, die sich in irgendeiner Form mit dem Corona Virus in Verbindung bringen lassen, auf über 68.000 geschätzt worden. Das liegt ja schon um einiges höher als ein Standardwortschatz eines gebildeten deutschen Sprechers mit seinen 10.000 Wörtern. Viele dieser Domains haben nur eines im Sinn: Spam. Sie decken Leute mit dubiosen Angeboten und merkwürdigem Fakewissen zu. Als ob wir das jetzt noch gebrauchen könnten.

Auch nicht wirklich zu gebrauchen aber jetzt im Angebot ist eine App, die sich auf gemeinsame Quarantäne verlegt. Qurantine together ist seit dem 15. März live und scheinbar schon ein wenig überrannt. Zum einen vermutlich, weil die Nummer mit Tinder im Moment nicht wirklich gut klappen will. Ganz abgesehen davon, dass selbst minimal ausgelegter Gruppensex, bei dem sich mehr als zwei in seinem Namen versammeln, momentan etwas schwierig sein könnte. Aber auch sonst datet es sich gerade nicht sehr einfach in Restaurants. Wer sich nicht "zufällig" beim Joggen trifft, kann solche Tête-à-Têtes derzeit wirklich vergessen. Aber es gibt ja nun Abhilfe, wenn auch nicht überall auf der Welt. Quarantine together istauf die USA als Markt ausgelegt und suggeriert etwas, das man sich jetzt wirklich ein wenig anders als zuerst vermutet vorstellen muss.

Die App schlägt niemandem als neuen Wohnungsgenossen vor. Man sucht sich keine Partnerin für das gemeinsame Verweilen in einem Appartment aus. Nein, der Service funktioniert rein online und bietet bei einem Match geschedulte Videocalls an. #flattenthecurvetogether bezieht sich dabei eben nicht auf den Hormonspiegel der Teilnehmer sondern auf die Absicht, die Ansteckungswelle abzuflachen, indem man sich nur auf den Bildschirm küsst. Nebenbei können Nutzer auch noch spenden, wenn sie das bisher kostenlose Quarantine together nutzen. Man will sich nicht bereichern. Eine Million USD will man auf diese Weise für Pflegepersonal sammeln, den Rest behalten, wenn was übrig bleibt. Gut, das könnte man auch ausserhalb einer solchen Gelegenheit spenden, es erinnert ein wenig an CO2 Kompensation beim Fliegen, aber wir wollen einmal nicht so sein. Der Zweck heiligt derzeit die Apps und wir sind einfach gespannt, wie das Businessmodell.