Mehrheit der Amerikaner hält Kongress für korrupt

52 Prozent glauben, dass Kandidaten nicht wegen ihrer Politik gewählt werden, sondern weil das Wahlrecht sie begünstigt

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Während Demokraten und Republikaner gerade auf einen Staatsbankrott zurudern, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Rasmussen, dass der Anteil jener Amerikaner, die die meisten Kongressabgeordneten für korrupt halten, mit 46 Prozent deutlich vor dem jener Bürger liegt, die den Großteil für unbestechlich halten. Ein Fünftel der Befragten war sich in dieser Frage nicht sicher und wollte keine Einschätzung abgeben.

Der Anteil der Skeptiker liegt damit sieben Prozentpunkte über dem Vergleichswert vom Juni und ist der höchste, der seit Beginn der Befragungen gemessen wurde. Bei Wählern unter 50 ist er größer als beim Durchschnitt, während er bei Leuten, die Geld investieren, darunter liegt.

Auch den Abgeordneten aus ihren eigenen Wahlkreisen vertrauen die Amerikaner nur mehr sehr bedingt: Weniger als ein Drittel sieht im eigenen Vertreter den besten Mann (beziehungsweise die beste Frau) für den Job und eine Mehrheit hält es durchaus für wahrscheinlich, dass er oder sie seine oder ihre Wählerinteressen gegenüber eigenen finanziellen Vorteilen hintanstellt.

Ebenfalls auf einem Rekordhoch befindet sich der Anteil der Amerikaner, der glaubt, dass Abgeordnete vor allem ihre eigenen Interessen und nicht die ihrer Wähler im Auge haben: Er stieg auf 85 Prozent, während derjenige der Bürger, die glauben, dass die meisten Volksvertreter dem Gemeinwohl den Vorrang geben, nur bei sieben Prozent liegt.

Die Zufriedenheit mit der Arbeit des Kongresses liegt dagegen auf einem neuen Tiefpunkt: Nur noch sechs Prozent der Wähler halten sie für gut oder sehr gut, während 61 Prozent den Abgeordneten eine schlechte oder sehr schlechte Leistung bescheinigen. Vor den Midterm Elections im letzten November hatten 52 Prozent der Wähler die Einschätzung geäußert, dass die meisten Kongressmitglieder nicht deshalb wiedergewählt werden, weil sie einen guten Job machen, sondern, weil das Wahlrecht ihren Machterhalt begünstigt.

Auf die Chancen der Politiker, einen Sitz im Repräsentantenhaus oder im Senat zu ergattern, wirkt sich das verlorene Vertrauen tatsächlich kaum aus: Hier spielen in allen Umfragen weiterhin nur Kandidaten der beiden großen Parteien eine Rolle, wobei die Republikaner vor den Demokraten liegen. Und trotz der Steuererhöhungsblockade der Republikaner gibt eine Mehrheit der Wähler an, sie würde einen Kandidaten bevorzugen, der dem Haushaltsdefizit auch mit Veränderungen auf der Einnahmeseite begegnen will.