Schulstreiks: Über sieben Millionen auf der Straße

Proteste am 27.09.2019 in Toronto. Bild: Vala Holmes/ CC BY-SA 4.0

Die nächsten Proteste werden vorbereitet. Kritik an massiver Polizeigewalt in Hamburg

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Die globale Aktionswoche der Schüler für konsequenten Klimaschutz ist am Samstag zu Ende gegangen, aber schon wird über den nächsten internationale Aktionstag diskutiert: Am 29. November könnte es so weit sein. Das wäre pünktlich zum Beginn der diesjährigen UN-Klimakonferenz, die sich ab dem 2. Dezember in Chiles Hauptstadt Santiago trifft.

Mehr als 6.100 Aktionen in 185 Ländern

Eine unvollständige Übersicht spricht von 7,6 Millionen Teilnehmern an mehr als 6.100 Aktionen in 185 Ländern zwischen dem 20. und 28. September. Dabei hatte Italien mit 1,5 Millionen streikenden Schülern und unterstützenden Demonstranten knapp die Nase vor Deutschland, wo 1,4 Millionen gezählt wurden.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo der wichtigste Tag der Aktionswoche bereits am 20. September war, hatten andere Länder den Schwerpunkt auf den 27. oder in einzelnen Fällen auch auf den 28. gelegt.

Größere und einige kleinere Demonstrationen gab es am vergangenen Freitag unter anderem in Myanmar, Neuseeland (insgesamt 170.000 Teilnehmer oder 3,5 Prozent der Bevölkerung), Uruguay, Libanon und Kanada. Von dort werden 600.000 oder auch 800.000 Klimaschützer auf den Straßen gemeldet. Andere Quellen sprechen von 500.000 allein in Montreal und vom WWF getwitterte Aufnahmen scheinen das zu bestätigen.

Die Zahl der Städte, in denen die Menschen mehr Klimaschutz von ihren Regierungen einforderten, ist endlos. In Tel Aviv wurde demonstriert, in Den Haag, in Mumbai, in Genf, Zürich, in Venedig und inNürnberg. In Berlin, wo in der Woche zuvor nach Angaben der Veranstalter 270.000 auf der Straße waren, traf man sich zum wöchentlichen Klimastreik im Regen. Riesige Demos gab es unter anderem in Rom, Wien (80.000) - hier die Seite der österreichischen Schüler -, Barcelona, Mailand und am Samstag auch in der Schweizer Bundeshauptstadt Bern (100.000).

London: Viele Sprecher aus Einwandererfamilien

Interessant am Rande, dass nicht überall in Europa und Nordamerika die Schulstreiks eine so migrantenferne Veranstaltung zu sein scheinen wie in Deutschland. Aus London berichtet eine Beobachterin, dass dort viele Sprecher aus Einwandererfamilien kamen und auch hier in Los Angeles, wo man offensichtlich auch über die Beschränktheit des Kapitalismus nachzudenken beginnt, gab es nicht nur weiße Redner.

Immerhin macht in Deutschland aber das Seebrückennetzwerk – neben anderen –, wie hier in Stuttgart, auf den Klimademonstrationen immer wieder darauf aufmerksam, dass die Klimakrise auch eine Frage der globalen Gerechtigkeit ist. Unter anderem, weil die zunehmenden Unwetter und Dürren sowie künftig auch der steigende Meeresspiegel die Menschen in die Flucht treiben und dazu zwingen, andernorts ihr Glück zu suchen.

Derweil spielt Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Unwissende. Ein Beitrag des Magazins Kontraste zeigt, wie sie erst die hartnäckigen Nachfragen der Journalisten übergeht, wieviel Tonnen Treibhausgasemissionen wir uns noch leisten können, und schließlich meint, unter diesen Tonnen könne sich doch sowieso keiner etwas vorstellen.

Polizeigewalt

Derweil gab es nach dem vergangenen Wochenende in Hamburg – regiert von SPD und Grünen – Kritik an der massiven Polizeigewalt gegen gewaltfreie Sitzblockierer. Die mit diversen Videos und Bildern belegten gezielten Schmerzgriffe der Beamtinnen und Beamten lassen die Frage aufkommen, ob hier nicht von gezielter Folter gesprochen werden muss, wie die Frankfurter Rundschau meinte.

Die jungen Aktivisten wollen sich auf jeden Fall von der behördlichen Gewalt weder einschüchtern noch provozieren lassen sondern weiter machen, wie sie in einer Erklärung zum Abschluss ihrer Aktion erläuterten.