Cognitive Warfare – die Nato und das "gehackte" Individuum

Unsere Datenspuren im Internet dienen als Anhaltspunkt für die Einflussnahme auf Gedanken und Gefühle. Symbolbild: Gerd Altmann auf Pixabay (Public Domain)

"Fortschrittlichste Form der Manipulation": Wie der Militärpakt das Bewusstsein jedes einzelnen Menschen zum neuen Schlachtfeld erklärt.

Die seit Jahren steigenden Rüstungsausgaben der Nato-Länder haben 2021 ein neues Rekordniveau erreicht. Gleichzeitig mit der Militarisierung steigt die Verfügbarkeit verschiedener, sich teils widersprechender Informationen – was dazu führt, dass immer mehr Menschen ihre Regierungen und auch die Nato kritisch hinterfragen. Für diese ist das eine gefährliche Entwicklung, denn mit dem schwindenden Vertrauen verringert sich auch deren Macht.

Zugleich verfolgen geopolitische Gegenspieler wie Russland und China eigene Interessen – und mit dem Verweis auf deren Propaganda führt die Nato ihren eigenen Informationskrieg.

"Cognitive Warfare" oder Gedankenkrieg gibt es freilich von Seiten der Nato nach ihrer Lesart nur als Reaktion. Als "Countering Cognitive Warfare" wird das eigene Vorgehen beschrieben. Diese neue Art der Kriegsführung sei nötig, da auch Russland und China ihrerseits "Cognitive Warfare" betreiben, argumentiert die Nato – sie selbst müsse den feindlichen Gedankenkrieg neutralisieren.

Dennoch richtet sich ihr Fokus nicht nur auf Verteidigung, sondern auch auf Angriff, und nicht nur auf eine fremde, sondern auch die eigene Bevölkerung. So möchten Nato-Strategen die "menschliche Sphäre" zum Schlachtfeld machen und Gedanken und Gefühle lenken. Das bedeutet, dass der Verstand jedes einzelnen Menschen im Visier der neuen Kriegsführung steht.

Steigende Ausgaben für Rüstung und PR

Rüstungsausgaben und Werbekosten erreichen ein neues Rekordniveau. Die Militärausgaben aller Länder des Nato-Bündnisses steigen seit mehreren Jahren an und erreichten im Jahr 2021 mit rund 1,175 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand. Alleine die USA gaben über 800 Milliarden für ihren Rüstungsetat aus, damit gibt die US-Regierung für ihr Militär mit Abstand am meisten Geld aus. China liegt auf Platz zwei mit 293 Milliarden US-Dollar.

Auch die deutsche Regierung unter dem Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Rüstungsausgaben erhöht und im Februar 2022 beschlossen, 100 Milliarden "Sondervermögen" für die Bundeswehr auszugeben. Dafür musste im Juni das Grundgesetz geändert werden, sonst dürfte die Regierung solche Rüstungsausgaben gar nicht beschließen.

Natürlich möchten westliche Regierungen und die Nato nicht, dass diese hohen Rüstungsausgaben und die voranschreitende Militarisierung von der Öffentlichkeit allzu scharf hinterfragt werden. Wie die Nato wahrgenommen wird, "ist immer relevant und kann einen direkten Einfluss auf den Erfolg von Nato Operationen haben", schreibt der Nato-Think-Tank StratCom.

Daher investieren sowohl Regierungen als auch die Nato massiv in "strategische Kommunikation" und damit in die Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Im Gegensatz zu den Rüstungsausgaben ist der Bereich der Public Relations oder Propaganda vergleichsweise billig, wie StratCom in einer Studie kürzlich herausfand. Dennoch gab die deutsche Bundesregierung 150 Millionen Euro für Werbung allein im Jahr 2020 aus.

Das "zivile Budget" der Nato, das ebenfalls zum Teil in PR fließt, ist mit 289,1 Millionen Dollar für das Jahr 2022 noch höher angesetzt.