Ende telefonischer Krankschreibung: Triefnasen ab ins volle Wartezimmer!

"Stay at home" war gestern: Erkältete sollen wieder beim Arzt vorstellig werden, um sich krankschreiben zu lassen. Bild: flockine, Pixabay

Hausärzte und Verbraucherzentralen kritisieren Auslaufen der Corona-Sonderregel. Grünen-Politiker möchte Fortsetzung und Ausweitung – zum Beispiel auf Magen-Darm-Patienten.

Die meisten Corona-Maßnahmen waren am Ende nicht nur "Querdenkern" lästig – aber nur wenige Menschen werden es vermisst haben, mit Fieber im Wartezimmer zu sitzen und zu hoffen, dass die Triefnase nebenan wenigstens den gleichen Erreger erwischt hat, um nicht auch noch mit einer Doppelinfektion nach Hause zu gehen. Doch die Corona-Sonderregelung, die in solchen Fällen eine telefonische Krankschreibung ermöglichte, lief an diesem Freitag aus.

Der Deutsche Hausärzteverband kritisiert das ausdrücklich: "Wer der telefonischen Krankschreibung jetzt den Stecker zieht, gefährdet die Versorgung und nimmt in Kauf, dass die Hausarztpraxen immer weiter unter Druck geraten", sagte die Vizechefin des Verbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen hatte die Regelung für Betroffene von Erkältungsbeschwerden seit Ende März 2020 mehrfach verlängert, um unnötige Kontakte zu reduzieren und Corona-Infektionen zu vermeiden.

"Haus- und Kinderärzte kennen ihre Patienten"

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert das Auslaufen der Regelung – die Konsequenz sei: "Mit Husten und Schnupfnase wieder ab ins übervolle Wartezimmer". Eine dauerhafte Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung wäre für Arztpraxen wie Patienten eine große Entlastung. Zielgruppe sollten besonders Menschen mit leichten Infekten und mit chronischen Erkrankungen ohne schwere Symptome sein.

"Wir sollten die Regelung nicht nur fortsetzen, sondern auch jenseits von Atemwegserkrankungen auf weitere akute Beschwerden ausweiten", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Eine Ausweitung auf andere akute Beschwerden wie Magen-Darm-Infekten oder Endometriose-Schmerzen hält er für sinnvoll; Missbrauch befürchtet er nicht: "Haus- und Kinderärzte kennen ihre Patienten", meinte der Grünen-Politiker. Sie könnten telefonisch über eine Krankschreibung entscheiden.

Vorerst müssen berufstätige Patientinnen und Patienten aber auch dann wieder in die Praxen gehen, wenn ihre Beschwerden keine Fragen aufwerfen, sie aber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung brauchen.