Massenmörder unter sich

Putin und Lukaschenko: Prigoschin ist, sie gewähren die Bitte, in ihrem Bunde der Dritte. Bild: kremlin.ru, CC BY 4.0

Das Triumvirat aus Putin, Lukaschenko und Prigoschin inszeniert sich in den Medien. Ihrer Politik wohnt viel Irrationalität inne. Was das für den Westen bedeutet. Ein Kommentar.

Gleich drei Namen von Bösewichten bestimmen in diesen Tagen die Schlagzeilen: Russlands Machthaber Wladimir Putin, Weißrusslands Diktator Alexander Lukaschenko und der Feldherr der "Privatarmee" Wagner, Jewgeni Prigoschin. Alle drei sind verantwortlich für tausende Tote und Millionen Flüchtlinge.

Einer dieser drei Bösewichte gibt sich jetzt als Friedensengel. Lukaschenko sagt, er habe zwischen Putin und Prigoschin "vermittelt und so Blutvergießen in Russland verhindert". Lukaschenko will zu Prigoschin gesagt haben, er solle seinen "Marsch der Gerechtigkeit" nach Moskau beenden, sonst würden seine Soldaten "wie Käfer zerquetscht". So zumindest soll es Lukaschenko selbst erzählt haben.

Vielleicht aber war Prigoschin mit seiner Wagner-Truppe in Wirklichkeit auf dem Weg nach Bayreuth zu den Wagnerfestspielen und war zufällig vom Weg abgekommen in Richtung Moskau – wie die taz ulkte. Wer weiß schon so genau, was die drei Gewaltfuzzis miteinander und gegeneinander vorhatten und noch vorhaben. Ist das tatsächlich so wichtig, wie es in den Medien dargestellt wurde?

Man kann sich leicht vorstellen, wie diese drei Herren am Telefon gegeneinander und miteinander geschimpft und geflucht haben. Wahrscheinlich ist nicht alles zitierfähig oder zitierwürdig. Im russischen Staatsfernsehen hat Putin seinen einstigen Schützling "Verräter" genannt, worauf in Russland immerhin die Todesstrafe steht. Und dabei war "Verräter" wohl noch eines der harmlosen Worte, mit denen sich die drei Obergauner gegenseitig gewürdigt haben.

Nach wenigen Stunden Revolte war dann aber alles wieder gut: Prigoschin und seine paar tausend Soldaten bogen ab, der Wagner-Chef durfte ins Exil nach Weißrussland und seine Soldaten wurden höflich eingeladen, sich gegen gutes Geld der offiziellen russischen Armee anzuschließen.

Putin und Lukaschenko bleiben im Amt und Prigoschin vielleicht noch eine Zeit lang am Leben. Selten hat die Welt eine solche politische Seifenoper erlebt, möchte man kommentieren, wenn das Schauspiel nicht so traurig wäre.

Denn der blutige Krieg in der Ukraine geht weiter: Menschen werden ermordet und verletzt oder müssen fliehen, wertvolle Gebäude werden mutwillig zerstört. Fragt sich jetzt nur noch, wer wen am brutalsten rächt und wer überlebt.

Fast übersehen wird in den westlichen Medien, was Putins Vertrauter Dmitri Trenin in der "Zeit" sagte: In seiner Verzweiflung könne Putin tatsächlich zur Atombombe greifen: "Es ist wie russisches Roulette mit einer Nuklearkugel im Revolver."

Es könne dann auch zu Angriffen auf Nato-Gebiet kommen. "Eine solche Schlacht wird höchstwahrscheinlich schnell nuklear ausgetragen und würde sich schließlich auch auf das Gebiet der USA ausweiten. Ich bin zutiefst besorgt über die Richtung, in die sich der derzeitige Konflikt bewegt. Wenn der Westen den Kurs beibehält, wird er in die Katastrophe geführt."

Rationale Politik ist derzeit von Moskau kaum zu erwarten. Vielleicht vom Westen?

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