Massenausweisung im Krieg: Unternehmen in Israel möchten Inder statt Palästinenser

Baustelle in Israel, 2010. Bild: U.S. Army Corps of Engineers, CC BY 2.0

Bis zu 100.000 Arbeitskräfte sollen aus Indien angeworben werden. Vor allem die Bauindustrie drängt auf den Schritt. Was das mit dem Krieg gegen die Hamas zu tun hat.

Die israelische Bauindustrie hat die Regierung in Tel Aviv gebeten, ihren Mitgliedsfirmen die Anwerbung von 50.000 bis 100.000 indischen Arbeitern zu erlauben. Sie sollen 90.000 Palästinenser ersetzen, denen die israelischen Behörden nach Beginn des jüngsten Krieges gegen bewaffnete islamistische Milizen im Gazastreifen die Arbeitserlaubnis entzogen haben. Dies berichtete der US-Auslandssender Voice of America unlängst.

Der massenhafte Entzug der Arbeitserlaubnis für Palästinenser hat gravierende Auswirkungen auf die Bauindustrie in Israel. Die meisten Baustellen stehen derzeit still. Es dauerte allerdings einige Zeit, bis die Nachricht durchsickerte und ihre Bedeutung einer breiteren Öffentlichkeit bewusst wurde.

Wirtschaftliche Probleme Israels durch den Krieg in Gaza

Zum Teil liegt das sicherlich daran, dass die israelische Regierung kein Interesse daran hat, Nachrichten über wirtschaftliche Probleme in den Vordergrund zu stellen. Die Berichterstattung zu diesem Thema ist daher eher vage – auch im Ausland. So berichtet die ARD zwar von Problemen für die Tourismusindustrie und den Hightech-Sektor Israels, ohne jedoch Zahlen zu nennen.

Andere Quellen weisen darauf hin, dass die Einnahmen aus dem Tourismus bereits durch die Corona-Pandemie von 8,46 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 2,43 Milliarden im Jahr 2021 eingebrochen seien. Doch selbst diese niedrigen Zahlen dürften so schnell nicht wieder erreicht werden.

Noch genauer wird Germany Trade and Invest, das die Kosten einer Militärkampagne allein für den Gazastreifen auf mindestens 1,5 Milliarden Schekel pro Woche – umgerechnet rund 380 Millionen US-Dollar – beziffert.

Die Kosten für die Auseinandersetzung mit der Hisbollah und anderen Gruppen in Nordisrael und im südlichen Libanon sind hier bisher nicht eingerechnet.

Enorme Schäden könnten auch durch Angriffe auf die israelischen Gas- und Ölförderanlagen in der Levante entstehen. Die Förderung im Tamar-Feld wurde bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn eingestellt. Das größere Leviathan-Feld läuft dagegen – bisher zumindest – ungestört weiter.

Weitere Auswirkungen sind für den israelischen Außenhandel zu erwarten: So sind die Versicherungsprämien für Schiffe, die israelische Häfen anlaufen, um das Zehnfache gestiegen, was bei jedem Anlauf Zehntausende von US-Dollar kostet.

Zwar hat Tel Aviv versprochen, Kriegsschäden an Schiffen zu ersetzen, doch Hafenbetreiber und Werftbesitzer wollen mehr Unterstützung. Doch das ist nicht so einfach: So musste der Hafen von Aschkelon wegen seiner Nähe zu Gaza bereits den Betrieb einstellen.

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