2023: 36,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen
- 2023: 36,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen
- Wie setzen sich die Emissionen zusammen?
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Energie und Klima – kompakt. Globaler Überblick: Wie viel Kohlendioxid wird emittiert? Mit welchen fossilen Energieträgern und wo? Wie viel geht noch?
Die Emissionen des mit Abstand wichtigsten Treibhausgases, Kohlendioxid (CO2), sind auch 2023 weiter gestiegen. Das berichtet eine internationale Gruppe von Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern im Fachblatt Earth System Science Data.
Demnach legten die weltweiten Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Gas und Erdöl sowie aus der Zementproduktion in diesem Jahr voraussichtlich um 1,1 Prozent zu und betrugen insgesamt 36,8 Milliarden Tonnen CO2.
Eigentlich sind es schon 40,9 Tonnen CO2
Hinzu kommen die Treibhausgase aus der Entwaldung und anderen Änderungen der Landnutzung – unter anderem setzt auch das Trockenlegen von Mooren und das Umbrechen von Wiesen CO2 frei, aber die Entwaldung ist hier im globalen Maßstab der größte Faktor.
Diese Emissionen sind 2023 voraussichtlich etwas zurückgegangen, und zwar auf 4,1 Milliarden Tonnen. Allerdings ist hier die Unsicherheit mit +/-2,6 Milliarden Tonnen ziemlich hoch.
Was passiert mit den Emissionen?
Etwas weniger als die Hälfte dieser Emissionen wird über mehrere Jahrtausende in der Atmosphäre verbleiben, bevor das CO2 langsam durch Verwitterung von Gesteinen gebunden wird. Der Rest wird innerhalb von Wochen und Monaten von der Biosphäre und den Meeren aufgenommen.
Wie viel genau variiert etwas von Jahr zu Jahr, aber die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre steigt beständig an. 2023 lag sie Jahresdurchschnitt bei fast 420 ppm (parts per million), rund 50 Prozent mehr als zu vorindustriellen Zeiten.
In den Meeren wird das CO2 gelöst und sorgt dafür, dass sich die Meere zunehmend versauern, was vor allem für allerlei Organismen mit Schalen oder Kalkskeletten ein Problem ist.
Wenn die Emissionen in den nächsten Jahren nicht endlich drastisch reduziert werden, könnte die Versauerung unabhängig von der Erwärmung zum Zusammenbruch von marinen Nahrungsketten und Ökosystemen führen.
Auch sonst sind die Zahlen alarmierend, auch wenn der Anstieg der Emissionen nicht mehr so rasant ist, wie in den 2000er-Jahren.
Hochrechnungen: Wie viel geht noch?
Das CO2 reichert sich, wie oben beschrieben, in der Atmosphäre an. Daher müssen die Emissionen nicht nur drastisch reduziert, sondern letztlich auf null heruntergefahren werden, soll die weitere Erwärmung des Planeten aufgehalten werden.
Soll es zumindest eine Fifty-fifty-Chance geben, die globale Erwärmung, wie in der Pariser Klimaübereinkunft von 2015 verabredet, auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, dann können nur noch 275 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft geblasen werden.
Beim derzeitigen Emissions-Niveau wären wir bereits in knapp sieben Jahren so weit. Für eine Beschränkung der Erwärmung auf 1,7 Grad Celsius würde das Budget noch 625 und für zwei Grad Celsius noch 1150 Milliarden Tonnen betragen.
Selbst das wäre bereits in 28 Jahren aufgebraucht und es handelt sich, wie gesagt, nur um 50-Prozent-Chancen. Angesichts der enormen Gefahren für Welternährung, Inselstaaten und Küstenstädte, die bereits jenseits des 1,5-Grad-Limits zu erwarten sind, sollte man meinen, dass vorsorgende Politiker doch eher auf Nummer sicher gehen und die Emissionen so rasch wie irgendwie möglich reduzieren.
Doch offensichtlich sprechen einflussreiche Interessen dagegen.
Woher stammen die Zahlen?
Zusammengetragen werden die obigen Daten jedes Jahr von über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 18 Ländern, die im Global Carbon Project zusammenarbeiten und vom Global Carbon Budget Office koordiniert werden. Mit dabei auch Mitarbeiter von Geomar, dem Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.
Wie schon in den Jahren davor habe man den Bericht mit globalen Messdaten unterstützt. Gewonnen wurden dies auf Handelsschiffen oder auch auf Yachten der "Ocean Race"-Regatta, heißt es in einer Pressemitteilung des renommierten Instituts. Arne Körtzinger, Co-Autor des Berichts und am Geomar forschender und lehrender Meereschemiker:
Unser dauerhaftes Engagement in der Beobachtung des marinen Kohlenstoffkreislauf von verschiedensten Messplattformen trägt seit mehreren Jahren zu dieser richtungsweisenden Publikation bei. Je mehr wir auf diese Weise über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean erfahren, desto klarer wird der Trend. Eines ist jedoch schon sehr lange klar: Um die für uns lebenswichtigen wichtigen Funktionen des Ozeans zu erhalten, müssen die Treibhausgas-Emissionen global sinken.
Arne Körtzinger
Aus dem deutschsprachigen Raum waren ansonsten Forschende des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), des Karlsruhe Institut für Technologie, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Max-Planck-Instituts für Meteorologie Hamburg, des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie Jena, des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und der Universität Bern beteiligt.