Adieu, Mondlandungsleugner: Apollo-Bänder und Nixons Hausastronaut

Seite 2: Nixons NASA-Spion und enger Draht zur NASA

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Einer dieser Söhne, mit dem Nixon engsten Umgang pflegte, war Frank Borman, der Kommandant des ersten bemannten Fluges zum Mond, der Apollo-8-Mission. Weihnachten 1968 umrundete er mit seinem Team den Erdtrabanten. Den Heiligen Abend nahm die Crew zum Anlass, eines der berühmtesten Bilder der Wissenschaftsgeschichte auf Zelluloid zu bannen. Auf ihrem legendären Foto "Erdaufgang" gewann die Verlorenheit und Zerbrechlichkeit der Erde im Weltraum erstmals visuell Ausdruck.

Earthrise - Apollo 8. Bild: NASA

Sichtlich fasziniert von den beeindruckenden Bildern der Apollo-8-Mission und der ersten Mondumkreisung in der Geschichte der Menschheit, suchte der frisch gewählte Präsident die Nähe zu Frank Borman. Wie eng und vertrauensvoll das beidseitige Verhältnis war, zeigte sich am 20. Januar 1969 bei seiner Amtseinführung, zu der auch Borman geladen war. Noch deutlicher kam diese Verbundenheit während der Mondlandung zum Ausdruck, gehörte doch Borman zu dem kleinen Kreis, mit dem Nixon die raumfahrthistorische Sternstunde am 20. Juli 1969 erlebte - gemeinsam im neben dem Weißen Haus gelegenen Eisenhower Executive Office Building (EEOB). In seinen 1.117 Seiten umfangreichen Memoiren bestätigte Nixon die exponierte Stellung von Frank Borman:

Am Abend des 20. Juli, einem Sonntag, standen der Astronaut von Apollo 8, Frank Bormann, Bob Haldemann und ich vor dem Fernseher in meinem kleinen Büro und beobachteten, wie Neil Armstrong den ersten Schritt auf den Mond machte. Dann ging ich nach nebenan ins ovale Arbeitszimmer, wo die Fernsehkameras mit unterteiltem Fernsehbild für mein Telefongespräch zum Mond bereitstanden.

Für den Weltraumhistoriker John Logsdon von der George Washington University in Washington, D.C. war Borman bis zu seinem Ausscheiden aus der NASA der vielleicht wichtigste Kenner und Informant, von dem Nixon oft Rat einholte.

Borman diente Nixon als eine Art 'In-House-Astronaut', den er häufig bei raumfahrtpolitischen Fragen, aber auch bei persönlichen Angelegenheiten konsultierte. Während der Apollo 11, 12 und Apollo 13-Missionen fungierte er als Verbindungsmann zwischen Weißem Haus und der NASA.

Nixons Spion: Frank Borman - September 1968. Bild: NASA

Praktisch zu allen Fragen rund um die NASA stand der Apollo-Astronaut dem Präsidenten mit Rat und Tat zur Seite. Borman, der über alle Vorgänge in der US-Raumfahrtbehörde außergewöhnlich gut unterrichtet war, war in gewisser Weise Nixons Spion in der NASA. Wie vertraut und eng das beidseitige Verhältnis war, bestätigt Borman in seinen 1988 publizierten Memoiren "Countdown: An Autobiography" aus erster Hand:

Ich mochte ihn wirklich. Ich wusste, dass er furchtbar schüchtern war. (…) Wenn es zum Smalltalk kam, wurde es ein Desaster. Aber zwischen uns kam es nicht zu solchen Situationen. Bei jedem unserer Zusammentreffen diskutierten wir auf Augenhöhe über wichtige Angelegenheiten.

Manchmal habe er seinen Ratschlägen gefolgt, diese hin und wieder jedoch ignoriert, erinnert sich Borman. Von großem Nutzen für Nixon war, dass der Apollo-8-Kommandant über ausgesprochen persönlich gute Kontakte zur NASA verfügte und viele hochrangige Manager und Ingenieure innerhalb der US-Raumfahrtbehörde persönlich kannte. Borman konnte dem Republikaner daher immerfort aus erster Hand über alle Entwicklungen und Neuigkeiten in der NASA unterrichten. Wären etwa die bemannten Missionen zum Mond allesamt im Studio oder in einem Militärhangar produziert worden - Borman hätte davon Wind gekommen und Nixon gegebenenfalls Bericht erstattet.

Apollo-Astronauten

Fakt ist, dass sich selbst in Bormans späteren Memoiren keine versteckten Andeutungen finden lassen, die irgendwelche dubiosen Aktivitäten in Zusammenhang mit den Apollo-Mondlandungen vermuten lassen. Dies gilt umso mehr für die Autobiografien der anderen Apollo-Astronauten, in denen ebenso an keiner einzigen Stelle von obskuren Vorgängen rund um das Apollo-Programm die Rede ist.

Wer sich die Mühe macht, die unten alphabetisch aufgeführten Memoiren der schreibbeflissenen Mondfahrer zu durchforsten, findet beim besten Willen nicht den kleinsten Fingerzeig, nicht die kleinste Andeutung auf eine Verschwörung à la Moon Hoax. Die Lebenserinnerungen, geschrieben und festgehalten von einem nicht unbeträchtlichen Teil des Astronautenkorps, zählen zu den wichtigen zeitgeschichtlichen Quellen und sprechen für sich. Anlass zu Spekulationen geben sie mitnichten.

Aldrin, Buzz: Magnificent Desolation: The Long Journey Home from the Moon, 2009
Cernan, Eugene: The Last Man on the Moon: Astronaut Eugene Cernan and America's Race in Space, 1998
Collins, Michael: Carrying the Fire: An Astronaut's Journey, 1974
Lovell, Jim: Lost Moon: The Perilous Voyage of Apollo 13, 1994
Mitchell, Edgar D.: Earthrise: My Adventures as an Apollo 14 Astronaut, 2014
Scott, David Randolph: Two Sides of the Moon: Our Story of the Cold War Space Race, 2004
Shepard, Alan: Moon Shot: The Inside Story of America's Race to the Moon, 1994
Worden, Al: Falling to Earth: An Apollo 15 Astronaut's Journey to the Moon, 2011

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