Afrika: Boko Haram tötet erneut dutzende Dörfler

Kenianischer Staatschef zweifelt daran, dass die Mpeketoni-Massaker von somalischen al-Shabaab-Milizen verübt wurden

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Die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram hat in Nigeria erneut zugeschlagen: Am Samstag erschossen die Terroristen in den Dörfern Tsaha, Kwarangilam und Koronginim dutzende Menschen und fackelten zahlreiche Häuser ab. Die genaue Zahl der Todesopfer ist unbekannt, weil viele Bewohner die Ortschaften verließen und in die Berge flohen.

Zeugenaussagen nach trugen die Terroristen Militäruniformen, fuhren SUVs und Motorräder und sagten den Dörflern, sie seien gekommen, um zu predigen. Anschließend schossen sie auf alles, was sich bewegte und schrien dabei fortwährend "Allahu Akbar". Dem ortsansässigen christlichen Priester Enoch Mark nach bombardierte das nigerianische Militär die Terroristen später aus der Luft, wobei ein SUV getroffen worden sein soll. Seit Kurzem setzt die nigerianische Regierung bei der Terrorbekämpfung nicht nur auf das Militär, sondern auch auf Bürgerwehren - die jedoch beschweren sich, dass sie nur sehr unzureichend mit Waffen ausgestattet werden.

Tsaha, Kwarangilam und Koronginim liegen im Bundesstaat Borno, in dem am 15. April 276 Schulmädchen entführt wurde. Nach neuster Zählung der nigerianischen Regierung befinden sich davon noch 219 in den Händen von Boko Haram.

Sprachen in Kenia. Karte: Telepolis

3.000 Kilometer weiter östlich, in Kenia, streitet man währenddessen, wer für zwei in der Kleinstadt Mpeketoni und in mehreren Dörfern verübte Anschläge verantwortlich ist, bei denen die Angreifer am 15. Und 16. Juni alle Männer, derer sie habhaft werden konnten, fragten, ob sie Moslems sind. Bejahten sie, wurden sie aufgefordert, auf arabisch zu beten. Konnten sie dies nicht, wurden sie umgehend umgebracht. Die meisten der Opfer waren christliche Kikuyu.

Aussagen der Täter deuten darauf hin, dass es sich dabei um Angehörige der somalischen Terrorgruppe al-Shabaab handelt, die sich inzwischen auch zu den Überfällen bekannte. Der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta, selbst ein Kikuyu, glaubt das jedoch nicht. Im Fernsehen sprach er von kriminellen Banden und politischen Gegnern, die in Wirklichkeit dahinterstecken würden. Vorher hatten Lokalpolitiker die Vermutung geäußert, dass es sich bei den Tätern um kenianische Somalis oder Oromo handeln könnte (siehe Karte), die sich gegenüber den Kikuyu ökonomisch benachteiligt fühlen. Beide Erklärungen schließen einander jedoch insofern nicht aus, als al-Shabaab nicht nach der Staatsangehörigkeit fragt.

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