Agrarministerkonferenz: Dürfen Brachflächen für Getreideanbau genutzt werden?

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Preisdruck auf Getreide, Bewirtschaftung ökologischer Vorrangflächen, Trockenheit bei der Frühjahrsbestellung waren die zentralen Themen bei der diesjährigen Agrarministerkonferenz.

Rund um die Konferenz, die Ende März tagte, gab es Proteste gegen steigende Bodenpreise, die mit der Forderung einhergingen, stillgelegte Äcker zu reaktivieren. "Wir haben hier in Deutschland die besten Böden", erklärt Sven Schulze, Landwirtschaftsminister in Sachsen- Anhalt, im Interview mit der ARD. Man könne es sich nicht leisten, Flächen stillzulegen, während Menschen in Nordafrika Hunger leiden müssen. Die brach liegenden ökologischen Vorrangflächen umfassen rund 170.000 Hektar, eine Fläche etwa halb so groß wie das Saarland.

Zwar hatte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir eine Nutzung der Brachflächen eingeräumt - allerdings nur für die Aussaat von Futterpflanzen, ohne Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Dieser Kompromiss geht den Landwirten und den Agrarministern einiger Länder nicht weit genug. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel wurden nur schlechtere Böden als Brachflächen ausgewählt. Würde man diese ohne Mineraldünger und Pestizide bewirtschaften, seien nur geringe Erträge zu erwarten, lautet das Argument.

Hierzulande ist die Versorgung mit Getreide zwar nicht gefährdet. Bei Weizen ist der Selbstversorgungsgrad besonders hoch: So wird auf rund einem Viertel der deutschen Äcker Weizen angebaut. Und das Getreide, das in den Mühlen verarbeitet wird, kommt zu 95 Prozent aus dem Inland. Die armen Länder im globalen Süden trifft es dafür umso härter. So kaufte das Welternährungsprogramm die Hälfte des Weizens für Nordafrika bisher aus der Ukraine ein. Wenn eine Hungerkatastrophe vermieden werden soll, müssen andere Getreide-Exportländer einspringen.

Die Hälfte der in Deutschland benötigten Futtermittel musste bisher allerdings importiert werden. Im letzten Jahr waren dies zum Beispiel rund sieben Millionen Tonnen Futtermais - die Hälfte davon kam aus der Ukraine. Diese Importfuttermittel werden uns nun fehlen. Denn weil aus ukrainischen und russischen Schwarzmeerhäfen derzeit keine Handelsschiffe auslaufen, können Millionen Tonnen Getreide, die von der letztjährigen Ernte in der Ukraine lagern, nicht ausgeliefert werden.

Hinzu kommt: Nicht wenige deutsche Landwirte haben die zu erwartenden diesjährigen Ernten zu den alten Preisen verkauft, als noch keine Preiserhöhungen für Düngemittel und Treibstoffe im Raum standen. Dies könnte für die Betreffenden ein Problem werden. Die steigenden Kosten bei Mineraldüngern und Energie wiederum hatte eine Verteuerung bei Lebensmitteln zur Folge.

Falls die russischen Gaslieferungen unterbrochen werden, müssten hinreichende Produktionskapazitäten für Stickstoffdünger erhalten bleiben, fordert Joachim Rukwied. Neben ausreichender Bevorratung von Erdgas und Flüssiggas sollte auch eine Düngemittelreserve für das Frühjahr 2023 aufgebaut werden.

Andernfalls seien im kommenden Jahr deutlich geringere Ernten zu erwarten. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes setzt sich zudem für eine vorübergehende Aussetzung der Energiesteuer auf Treibstoffe ein. Weitere Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung zur Kostendämpfung müssen nun auf den Weg gebracht werden, lautet seine Forderung.