Akamai will nichts mit al-Dschasira zu tun haben
Nach den Hackerangriffen auf die Websites des umstrittenen arabischen Senders wandte man sich an Akamai, die US-Firma stieg wenige Tage nach Vertragsabschluss aber wieder aus
Um sich gegen weitere Angriffe auf seine Websites in Zukunft besser zu sichern, hatte sich der arabische Sender al-Dschasira an Akamai Technologies gewandt. Doch die US-Firma ist am Freitag wieder von dem Vertrag zurückgetreten, die englischsprachige Website zu hosten, die kurz nach ihrem Start am 25. März (Reif für die Halbinsel?) von unbekannten Hackern lahm gelegt wurde (Zensur im Internet).
Die US-Regierung hat al-Dschasira wie zuvor im Afghanistan-Krieg auch jetzt wieder wegen seiner Berichterstattung über den Irak-Krieg heftig kritisiert. Der Sender hatte beispielsweise Bilder von amerikanischen und britischen Kriegsgefangenen und Toten, aber auch von irakischen Opfern der Bombardements verbreitet, die man gerne unterdrückt hätte (Fallen der Propaganda). In manchen konservativen Kreisen sieht man besonders al-Dschasira als "Dschihad TV" und unterstellt, der Sender würde einseitig gegen die USA berichten und Propaganda für das irakische Regime machen. Das allerdings hatte vor zwei Tagen den Bagdad-Korrespondenten des Senders des Landes verwiesen und behauptet, er würde pro-amerikanisch sein, was neben anderen Konflikten mit arabischen Staaten darauf hindeutet, dass die Verhältnisse nicht so schwarz und weiß sind, wie es manche gerne vereinfachend darstellen. Der Sender selbst stellt sich als objektiv dar: "objective and balanced global news coverage and analysis".
Um für ein besseres Image im Nahen Osten zu sorgen und den anti-amerikanischen Tendenzen der arabischen Medien entgegen zu treten, will die US-Regierung einen eigenen Sender, das Middle East Television Network, aufbauen. Für 2004 sind dafür erst einmal 30 Millionen Dollar vorgesehen. Einen staatlich finanzierten Radiosender - Radio Sawa - hatte man nach dem Afghanistan-Krieg bereits eingerichtet.
Über die Entscheidung von Akamai, den Vertrag mit dem Sender kündigen, habe man sich bei al-Dschasira zwar frustriert, aber nicht überrascht gezeigt, berichtet die New York Times. "Das hat nichts mit technischen Dingen zu tun", sagte Joanne Tucker, die verantwortlich ist für die englischsprachige Webausgabe. "Das ist ununterbrochener politischer Druck auf die Unternehmen, mit uns keine Geschäfte zu machen." Bei al-Dschasira glaubte man denn auch, dass hinter den Hackerangriffen möglicherweise die amerikanische Regierung stecke. Akamai habe man gewählt, weil der Provider, bei dem u.a. auch CNN Kund ist, einen guten Schutz vor DDoS-Angriffen bietet, indem die Seiten auf zahlreiche Server verteilt werden.
Akamai gab, so die New York Times, die Gründe für seine Entscheidung nicht bekannt, den Vertrag vom 28. März zu kündigen. Ein Sprecher sagte lediglich, man habe mit al-Dschasira kurze Zeit zusammen gearbeitet, um die Probleme mit seinen Websites zu verstehen, aber man habe sich schließlich dafür entschieden, den Sender nicht als Kunden zu übernehmen. Möglicherweise könnte dies auch damit zu tun haben, dass Daniel Lewin, Mitbegründer von Akamai, am 11. September in dem Flugzeug umgekommen ist, das in den nödlichen Turm des WTC raste.
Online ist noch immer die anscheinend von Akamai gehostete Homepage des Senders. Nach Tucker soll aber die englische Website in den nächsten Stunden wieder ins Netz gestellt werden, auch wenn sie dann gegen erneute Angriffe nicht so gut abgesichert sei, wie wenn sie von Akamai gehostet würde.