Al-Qaida will den Maghreb von Franzosen und Spaniern säubern
Nach der Aufforderung von Sawahiri auch Al Andalus zu befreien, bekannte sich das Netzwerk zu einem Anschlag in Algerien
In einem neuen Video hatte Ayman al Sawahiri am Donnerstag dazu aufgerufen, "den Maghreb von den Kindern Frankreichs und Spaniens zu säubern". Das sei der erste Schritt, um die Herrschaft des Islam in "Al Andalus", also dem heutigen Andalusien, wieder zu errichten, woraus die Mauren vor 500 Jahren vertrieben wurden. Nun hat sich das Netzwerk zu einem Anschlag bekannt, bei dem am Freitag neun Menschen in Algerien verletzt wurden. Der habe sich gegen die "französischen Kreuzfahrer" gerichtet, hieß es in einem Bekennervideo.
"Der Held und Aspirant zum Märtyrer, Ozman Abu Jafar, hat seinen mit 250 Kilogramm Sprengstoff beladenen Mazda gegen die französischen Kreuzfahrer gerichtet", bekennt sich ein Sprecher von Al-Qaida zu dem Anschlag. Bei der Attacke am Freitag in Lakhdaria, etwa 70 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Algier, sind neun Menschen verletzt worden, darunter zwei Franzosen und ein Italiener. Dazu kamen fünf Polizisten, die deren Fahrzeug begleiteten, und ihr Fahrer. Der Anschlag habe auf die französischen Mitarbeiter der Firma Razel gezielt, eine Tochter des deutschen Baukonzerns Bilfinger Berger, die dort einen Staudamm baut. Das Video wurde dem arabischen Fernsehsender Al Arabiya zugespielt.
Für den Anschlag sei die "Salafistische Gruppe für Verkündigung und Kampf" (GSPC) verantwortlich, ein Zusammenschluss verschiedener islamistischer Terrorgruppen unter dem Mantel von al-Qaida, die sich schon zu etlichen Anschlägen im Maghreb bekannt hat (Bombenanschläge in Algerien, Selbstmordattentäter in Marokko). Der Sender weist auf zwei Anschläge der GSPC in Algerien allein im September hin. Bei einem Anschlag auf Präsident Abdelaziz Bouteflika wurden am 6. September 22 Menschen getötet und mehr als weitere 100 verletzt. Zwei Tage später hätte ein Anschlag auf die Küstenwache in der Hauptstadt 40 Menschen getötet und 40 weitere verletzt.
Der neue Anschlag dürfte als Verstärkung der Drohungen von Ayman al Sawahiri gemeint sein, der als zweiter geistiger Führer von al-Qaida gilt. Während Osama Bin Laden in einer neuen Tonbandbotschaft dem pakistanischen Staatschef Musharraf Rache für die Toten in der Roten Moschee ankündigte, forderte Sawahiri zeitgleich in einem Video "den Maghreb von den Kindern Frankreichs und Spaniens zu reinigen".
Ziel sei die Wiedererschaffung von „Al Andalus“, weshalb die Säuberung Nordafrikas nur der erste Schritt sei: „Seid daher eurer Religion und dem Blut eurer Väter treu und steht mit euren Söhnen, den Mudschaheddin gegen die Kreuzfahrer und ihre Kinder", forderte er die Moslems zum Kampf gegen Franzosen und Spanier auf. So hatte auch schon die GSPC ihre Anschläge begründet und erklärt: "Wir werden keinen Frieden geben, bis wir nicht zurück in Al Andalus und el Qods (Jerusalem) sind." Sawahiri wirbt für neue Kämpfer, um die Front gegen die "Kreuzfahrer" zu verbreitern. Er behauptet, mit Blick auf den Irak und Afghanistan, dass die USA, "die angeblich stärkste Macht in der Geschichte der Menschheit heute von den muslimischen Avantgarden geschlagen werde".
Spanische Sicherheitsbehörden nehmen die Drohungen sehr ernst. Die sozialistische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero sieht darin eine "direkte Bedrohung" für die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla innerhalb Marokkos. Zwar wurde die Sicherheitsstufe dort nicht weiter erhöht, die sich schon seit vorhergegangenen Warnungen auf der mittleren Stufe befindet, doch werden die Sicherheitskräfte dort verstärkt und die Grenzkontrollen verschärft. Es sei die achte Drohung, die man in den letzten sieben Jahren erhalten habe.
Die Zeitung El Periodico zitiert einen Anti-Terrorexperten der Polizei, wonach es sich um ein "sehr schlechtes Signal handelt, dass uns Sawahiri nun direkt bedroht", denn für viele Extremisten seien dessen Botschaften sehr bedeutsam. Die Gefahr liege darin, dass in der Botschaft "eine versteckte Nachricht an eine Zelle enthalten ist, die darauf wartet zu handeln". Auf jeden Fall könnte jede Gruppe, die frei agiert, die Botschaft als Appell auffassen, um gegen spanische Interessen loszuschlagen. Möglicherweise will al-Qaida erneut die bevorstehenden Wahlen im Frühjahr nutzen, um Spanien nach dem Abzug aus dem Irak auch zum Abzug aus Afghanistan zu veranlassen und damit auch dort die Allianz zum Bröckeln zu bringen.