An US-Flughäfen wird nach verdächtigem Verhalten gesucht

Noch bildet man das Sicherheitspersonal für das SPOT-Programm aus, aber die Verkehrssicherheitsbehörde sucht nach technischen Systemen zur Ersetzung des "human factor"

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Kurz nach dem 11.9. gab es in einem Brainstorming viele Ideen, wie man dem Terrorismus beikommen müsste. Neben rechtlichen Veränderungen war auch die Stunde innovativer Überwachungstechniken gekommen. In der "Nationalen Strategie zur Homeland-Sicherung" von 2002 wurde zahlreiche Techniken präsentiert, mit denen die US-Regierung Amerika schützen wollte. Darunter waren auch so exotische Techniken wie Systeme zur Entdeckung feindlicher Intentionen. So weit ist man wohl immer noch nicht, aber seit 2002 wurde an Flughäfen ein Programm getestet, anhand dessen Sicherheitspersonal verdächtiges Verhalten von Reisenden feststellen sollen, um sie dann genauer zu überprüfen. Noch sind es Menschen, aber man würde gerne den „human factor“ durch ein technisches System ersetzen. Eine Ausschreibung läuft.

Wie die Time berichtet, will die Transportation Security Administration nun in mehreren Flugplätzen wie in New York, Chicago oder Los Angeles ebenfalls das Programm einrichten, um damit Personen – angeblich ethnisch neutral – aufgrund ihrer Verhaltensweisen zu identifizieren. Das Programm trägt den Namen “Screening Passengers by Observation Techniques”, raffiniert abgekürzt SPOT. Die TSA hatte auch schon andere Techniken mit ähnlichen Zielen ausprobiert (An den Absichten, nicht an den biometrischen Daten sollt ihr sie erkennen).

Allerdings ist SPOT ausnahmsweise keine Hightech- Maßnahme, sondern es basiert auf der Schulung von Mitarbeitern, die Personen herauspicken sollen, wenn sie verdächtiges oder ängstliches Verhalten zeigen. Personen, die stark an kühlen Tagen schwitzen, häufig blinzeln, deren Halsaterie heftig pulst, die ständig ihre Position wechseln oder sonst unruhig sind, geraten in Verdacht, womöglich Übles zu planen oder Terroristen bzw. Kriminelle zu sein. Dabei spiele die Hautfarbe oder die Herkunft keine Rolle. Arabischstämmige Personen sollen also nicht von vorneherein verdächtiger sein.

Um solche Personen herauszufischen, wurde eine Liste verdächtiger Verhaltensmerkmale erstellt. Veröffentlichen will man sie jedoch nicht, auch wenn die Öffentlichkeit immer fast vier Jahre nach dem Beginn des Programm im Januar über die Existenz des Programms unterrichtet wurde – angeblich auch aus dem Grund, um potenzielle Terroristen abzuschrecken, die „Opportunisten“ seien.

Bei dem ab 2004 erfolgten Testlauf wurde freilich weder ein verdächtiger Terrorist, noch jemand aus der „watch list“ aufgespürt. Angeblich aber wurden dank SPOT an allen Flughäfen mehr als 50 Personen entdeckt, die gefälschte Ausweise hatten, illegal in die USA einreisen wollten oder Drogen bei sich führten. Über Flughäfen hinaus sollen trainierte SPOT-Teams auch an Bus- oder Zugbahnhöfen eingesetzt werden.

Aber die Menschen als Beobachter verdächtigen Verhaltens sollen letztlich durch technische Systeme ersetzt werden. Nach einer Ausschreibung vom letzten Jahr sucht hätte man gerne „Techniken zur Entdeckung verdächtigen Verhaltens“, mit denen man Reisende oder Angestellte überprüfen kann. Die Wunschtechnik soll am liebsten „nicht-invasiv, aus der Entfernung, verdeckt, passiv und automatisch“ das Verhalten checken. Und dabei würde man gerne über nur verdächtiges Verhalten hinausgehen, sondern irgendwie auch vom Verhalten oder durch irgendwelche anderen Zeichen auf die Absichten einer Person schließen können. Das technische System sollte auch „physiologische Reaktionen oder offenes Verhalten, die mit bösartigen Absichten verbunden sind“, erfassen können. Fragt sich dann nur, wer definiert, was bösartige Absichten in welchem Kontext sind.