Anatomie einer Liquiditätsblase
Seite 3: Mit Leitzinserhöhung zurück zur Normalität?
- Anatomie einer Liquiditätsblase
- Finanzblasentransfer in die Schwellenländer
- Mit Leitzinserhöhung zurück zur Normalität?
- Währungskriege und Abwertung
- Der große Entwertungsschub
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Und gerade diese Ohnmacht der Geldpolitik ist es, die die Diskussion über eine Leitzinserhöhung in den USA maßgeblich antreibt. Die Fed will die Leitzinsen vor allem aus einem Grund erhöhen: Um sie beim nächsten Krisenschub wieder senken zu können. Dieses Bemühen, wieder einen geldpolitischen Manövrierraum zu gewinnen, stellt den wichtigsten Faktor bei den angepeilten "Zinswege" der US-Geldpolitik dar.
Damit hoffen die Notenbanker auf eine "Rückkehr zur Normalität", auf eine "Normalisierung" der Geldpolitik, wie es Paul Krugman formulierte, da die derzeitige langjährige Nullzinspolitik, die charakteristisch für diese Liquiditätsblase ist, eine historisch einmalige Phase darstellt in der Geschichte des Kapitalismus.
Dabei spitzen sich die Widersprüche der kapitalistischen Krisenpolitik - die ihren Balanceakt kaum noch aufrechterhalten kann - nun ins Unerträgliche zu. Angesichts überschäumender Blasenbildung in der Finanzsphäre wäre eine Abkehr von der expansiven Niedrigzinspolitik notwendig, doch zugleich drohen schwere wirtschaftliche Verwerfungen, sollte die Zinswende tatsächlich eingeleitet werden, wie zuletzt selbst der IWF warnte.
Die Politik der kapitalistischen Funktionseliten, vor den eskalierenden inneren Widersprüchen einer an ihrer fortgesetzten Produktivitätsentfaltung kollabierenden globalen Wirtschaftsmaschinerie in immer neue Finanzmarktexzesse zu fliehen, scheint an ihre Grenzen zu stoßen.
Alle wichtigen wirtschaftlichen Weltregionen hatten schon ihre "Mega-Krisen" (Münchau). Wer soll, wer muss sich noch weiter verschulden, um das Weltsystem vermittels kreditgenerierter Nachfrage noch ein paar Jährchen am Laufen zu halten? Der systemische Verschuldungs- und Krisenprozess, der dem an eskalierenden inneren Widersprüchen zugrunde gehenden Kapitalismus eine Art zombiehaftes Scheinleben ermöglicht, wird nun in Form zunehmender währungspolitischer Auseinandersetzungen, der viel diskutierten "Währungskriege", exekutiert, die ebenfalls ein zentrales Moment der gegenwärtigen Liquiditätsblase bilden, das bei den früheren Finanzmarktspekulationen in dieser Intensität nicht gegeben war.