Atomkrieg wegen ATACMS? Moskau senkt Schwelle für Atomwaffeneinsatz – auch in Europa

Russische ballistische Atomrakete. Bild: alleks19760526/ Shutterstock.com

Russland hat seine Atomdoktrin verschärft. Die Änderung erfolgt nach ukrainischen Angriffen mit US-Raketen. Experten warnen: Gefahr eines Atomkriegs steigt drastisch.

In einer beunruhigenden Entwicklung hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen gesenkt. Dies geschah nur wenige Stunden nachdem die Ukraine erstmals von den USA gelieferte Langstreckenraketen für Angriffe auf russisches Territorium eingesetzt hat.

Experten sehen dadurch die Gefahr eines Atomkriegs zwischen Russland und der Nato erheblich gestiegen. Eine solche militärische Entwicklung hätte verheerende Auswirkungen auf Deutschland und ganz Mitteleuropa.

Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums beschoss die Ukraine am frühen Dienstagmorgen mit ATACMS-Raketen ein Munitionsdepot in Südwestrussland. ATACMS (Army Tactical Missile System) sind ballistische Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu 300 km, die von mobilen Himars-Raketenwerfern abgefeuert werden.

Die USA hatten der Ukraine den Einsatz dieser Waffen auf russischem Gebiet bisher untersagt, dies aber vor kurzem genehmigt.

Das sagte Kreml-Sprecher Peskow

Laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow behält sich Russland nun das Recht vor, mit Atomwaffen zu antworten, wenn der Einsatz konventioneller Waffen eine "kritische Bedrohung" für Russlands Souveränität und territoriale Integrität darstellt.

Dies ist eine Absenkung der atomaren Einsatzschwelle gegenüber der bisherigen Doktrin, die einen Atomwaffeneinsatz nur bei einer Bedrohung "der Existenz des Staates" vorsah.

Neue Atomdoktrin nur wenige Stunden nach Angriff mit ATACMS

Die am Dienstag veröffentlichte neue russische Atomdoktrin unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von der vorherigen Version aus dem Jahr 2020:

1. Sie sieht die Möglichkeit eines Atomwaffeneinsatzes gegen ein Land mit Atomwaffen vor, das selbst keinen direkten Angriff auf Russland ausführt, aber einen solchen durch ein Land ohne Atomwaffen unterstützt. Dies zielt klar auf die Ukraine und deren nuklear bewaffnete Unterstützer unter Führung der USA ab.

2. Sie senkt die Schwelle für einen Atomwaffeneinsatz als Antwort auf einen konventionellen Angriff. Während die bisherige Doktrin dafür eine Bedrohung "der Existenz des Staates" voraussetzte, reicht nun eine "kritische Bedrohung" der russischen Souveränität.

Russland setzt auf atomare Abschreckung

Experten sehen darin den Versuch des Kremls, die USA mit der Drohung eines Atomkriegs von der weiteren Unterstützung der Ukraine abzuschrecken.

Ex-Präsident Dmitri Medwedew warnte, ein ukrainischer Angriff mit Nato-Waffen auf Russland könne jetzt als Angriff der Nato gewertet werden und einen atomaren "Vergeltungsschlag gegen Kiew und die wichtigsten Nato-Einrichtungen" nach sich ziehen.

Die westlichen Verbündeten hatten die Ukraine seit Kriegsbeginn mit immer schwereren und weiterreichenden Waffen versorgt, zuletzt mit modernen Kampfpanzern. Die Lieferung der ATACMS-Raketen markiert nun einen weiteren Eskalationsschritt. Zugleich bringt Russland bis zu 10.000 nordkoreanische Soldaten in den Kampf, um eine neue Großoffensive in der Ukraine zu starten.

Der direkte Beschuss russischen Staatsgebiets mit US-Waffen in Verbindung mit Putins neuer Atomdoktrin hat die Gefahr eines Atomkriegs in Europa erheblich erhöht.

Ein nuklearer Schlagabtausch zwischen Russland und der Nato hätte apokalyptische Folgen für Deutschland und ganz Mitteleuropa.

Sicherheitsexperten drängen daher auf diplomatische Bemühungen, um die gefährliche Eskalationsspirale zu stoppen und den Weg für Friedensverhandlungen zu ebnen.

Sonst – so heißt es eindringlicher von dieser Seite – könnte der Ukraine-Krieg in einer nuklearen Katastrophe münden.