Atommülltransporte ziehen sich hin

Zwischenlager Ahaus. Bilder: Michael Schulze von Glaßer

Die Atomindustrie hat auf aktuelle Meldungen bezüglich der Atommülltransporte nach Ahaus reagiert und neue Informationen preisgegeben

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Die ab Anfang 2010 erwarteten Atomtransporte ins Brennelemente-Zwischenlager Ahaus (BZA) verzögern sich neuesten Angaben zufolge teilweise: die Abfälle aus dem französischen La Hague werden nicht vor 2015, Kugelbrennelemente aus dem Versuchsreaktor Jülich nicht vor 2011 nach Ahaus transportiert. Dennoch erwarten Atomkraftgegner im kommenden Jahr eine ganze Reihen von Atommülltransporten: die Genehmigung zur Einlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus deutschen Atomkraftwerken wurden im vergangenen November erteilt.

La Hague-Transporte frühestens ab 2015

„Die Behälter für mittelradioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich werden aus heutiger Sicht frühestens ab dem Jahr 2015 nach Ahaus transportiert werden“, erklärte Michael Köbl, Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS), als Reaktion auf einen anders lautenden Telepolis-Artikel (siehe Atommülltransporte kommen ins Rollen). Der am 20. Dezember 2006 von der GNS und dem von der Firma betriebenen Zwischenlager Ahaus gestellte Genehmigungsantrag an das Bundesamt für Strahlenschutz sprach noch von einer Einlagerung ab dem Jahr 2011. Auch in der damaligen Pressemitteilung von GNS wird der Beginn der La Hague-Transporte mit dem Jahr 2011 datiert.

„Es gab bisher gar keinen fest geplanten oder von irgendeiner Seite als fix veröffentlichten Termin für den Rücktransport“, kommentiert Michael Köbl auf die Frage, warum sich die Transporte scheinbar um mindestens vier Jahre verzögern. Zurzeit wird ein neuer Behälter vom Typ TGC36 entwickelt, der die Anzahl der notwendigen Transporte minimieren helfen soll. Warum die Entwicklung so lange dauert - ob dabei Probleme aufgetreten sind - wollte die GNS nicht kommentieren. Doch selbst wenn die Behälter schon fertig wären fehlt noch die Genehmigung für die Transporte aus der Wideraufarbeitungsanlage La Hague ins BZA steht noch aus – wann diese erteilt wird steht noch nicht fest.

Verschiedene Atommülltransporte aus Jülich

„Brennelementkugeln des AVR-Reaktors werden 2010 keinesfalls nach Ahaus gebracht“, stellt Peter Schäfer vom Forschungszentrum Jülich in der Nähe von Aachen am Montag klar. Die Ende September 2009 beantragte Genehmigung zur Einlagerung in Ahaus sei vom Bundesamt für Strahlenschutz noch nicht erteilt und der Zeitpunkt der Genehmigungserteilung auch noch nicht absehbar. Zwar stünden die 152 Castor-Behälter schon vollständig beladen auf dem Gelände des Jülicher Forschungszentrums, fertig zum Abtransport seien diese aber noch nicht. In den 152 Behältern befinden sich hochradioaktive Kugelbrennelemente aus dem 1988 abgeschalteten Versuchsreaktor Jülich.

Zwischenlager Ahaus

Dr. Rainer Moormann, bis März 2009 Sicherheitsexperte beim Institut für Sicherheitsforschung und Reaktortechnik des Forschungszentrums Jülich, hat im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, die erhebliche Zweifel an der Sicherheit des früheren Betriebs des AVR und am Konzept des Kugelhaufenreaktors aufkommen lässt. Unkontrolliert hohe Temperatur im Innern des Jülicher-Reaktors führte zu einer starken radioaktiven Kontamination des Reaktorbehälters.

Das soll auch Auswirkungen auf die Brennelementkugeln, die bald nach Ahaus transportiert werden sollen, gehabt haben. Aufgrund der erhöhten Temperatur und der Betriebszeit des Reaktors von 21 Jahren sollen sich Strontium und Cäsium herausgelöst und die kugelförmigen Brennelemente extrem kontaminiert haben – dies ist aber umstritten, laut Peter Schäfer gab es zwar erhöhte Temperatur im Reaktorinnern, das hatte aber keine Auswirkung auf die Brennelementkugeln. Bis Mitte 2013 dürfen die 152 Castor-Behälter mit den Kugelbrennelementen noch auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich lagern – die Transporte nach Ahaus könnten also entweder 2011 oder 2012, auf jeden Fall aber noch vor Mitte 2013, rollen. Dafür muss aber erst noch die Genehmigung erteilt werden.

Dennoch ist nicht auszuschließen, dass schon Anfang 2010 radioaktives Material von Jülich nach Ahaus transportiert wird: die GNS betreibt in Jülich - was in Nordrhein-Westfalen liegt - die „Landessammelstelle für radioaktive Abfälle Niedersachsen“. Diese befindet sich auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich, hat aber nichts mit dem dortigen Atomreaktor zu tun. Die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aus des Landessammelstelle könnten laut der Gesellschaft für Nuklear-Service, wie auch Atommüll aus den GNS-Standorten Duisburg und Karlsruhe, ab Anfang 2010 nach Ahaus gefahren werden – die Genehmigung zur Einlagerung von mittel- und schwachradioaktiven Abfällen aus ganz Deutschland wurde 2006 gestellt und im November 2009 erteilt.