Attraktive Monster bei den US-Wahlen
Seite 3: Die Probleme bleiben die gleichen
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Der latenten deutschen Hysterie setzt dieser Tage immerhin einer eine gewisse kühle Nüchternheit der Betrachtung entgegen: der Schweizer Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung. In einem Vortrag beschreibt Gujer Trump als "das Symptom einer tiefgreifenden globalen Machtverschiebung. An dieser Person lässt sich die Signatur der Zeit sehr gut ablesen".
Sollte Trump nicht gewählt werden, würden die Probleme des Westens trotzdem die gleichen bleiben. Zu diesen Problemen rechnet der fraglos erzkonservative, aber entspannt argumentierende NZZ-Chef vor allem die Garantie der äußeren Sicherheit Europas. Er glaube an einen Wahlsieg Trumps', weil Trump den Vorteil habe, dass ihn "die Leute schon lange kennen".
"Eine Wahl, die über die Zukunft der Welt entscheidet."
Aber was wird nun geschehen? Für Elmar Theveßen ist die morgige Wahl "eine Wahl, die über die Zukunft der Welt entscheidet". Für Trump und sein Lager konstatiert er mit bemerkenswerter Klarheit: "Das sind faschistische Tendenzen, die da im Gange sind."
"Ich würde nicht von Weltuntergang sprechen, aber wir haben heute jetzt geopolitisch eine ganz andere, sehr unsichere weltpolitische Lage im Vergleich zu 2016", sagte die US-amerikanische Journalistin Melinda Crane im "Internationalen Frühschoppen" auf Phoenix, und verwies auf zwei Kriege, und eine Handelsordnung, die eher einer "Handelsunordnung" gliche.
Eine Wahl Donald Trumps würde vor allem für die Ukraine große Veränderungen bedeuten, argumentiert Crane weiter. Trump würde "die Hilfe für die Ukraine sehr schnell beenden und der würde eventuell versuchen, über den Kopf der Ukraine hinweg mit Russland zu verhandeln. Er würde Netanjahu eine Freikarte in Bezug auf den Nahen Osten ausstellen. Und in Bezug auf den Handelskrieg kann es sein, dass wir dann in einen vollen Handelskrieg hineinlaufen".
"Die Ukraine im Stich lassen ..."?
Für Matthew Karnitschnig, Europakorrespondent von politico, ist klar, "dass Trump die Ukraine im Stich lassen würde. Unter Kamala Harris würde der Krieg weitergehen. (...) Aus europäischer Sicht ist Trump schon ziemlich schwierig, weil er so unberechenbar ist."
Das kann man auch anders, oder zumindest gelassener sehen: Eric Gujer setzt in seinem Vortrag auf die Eitelkeit von Trump: "'The president who lost Ukraine', das will er nicht sein" – ein gutes Argument dafür, dass sich unter Trump an der grundsätzlichen westlichen Unterstützung für die Ukraine nichts ändern würde.
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Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, erklärte, ebenfalls auf Phoenix: "Nicht dass eine Wahl Donald Trumps positiv ist – aber sie würde Deutschland und Europa zwingen, endlich mehr gemeinsame Sache zu machen und sie würde erzwingen, dass Deutschland mehr Verantwortung übernimmt."
"Hausaufgaben machen wäre ganz gut"
Dem stimmte auch Sigmar Gabriel zu. Der ehemalige SPD-Außenminister, heute Präsident der Atlantik-Brücke ist überzeugt, das Zentrum der Weltpolitik, das Europa 600 Jahre lang war, sei Peripherie geworden.
Würde man Russlands Expansionsdrang nicht in der Ukraine Halt gebieten, zu Gabriel bei "Caren Miosga", "wird uns Putin nach der Ukraine weiterhin testen, in Moldawien, in Georgien, vielleicht im westlichen Balkan und möglicherweise irgendwann auch in Estland." Trump werde zwar nicht aus der Nato austreten, aber bereits das öffentliche Zweifeln an der Nato sei gefährlich.
"Ob wir darauf vorbereitet sind, wage ich zu bezweifeln." so Gabriel weiter: "Das sind die eigentlichen großen Herausforderungen. Und solange nicht einmal Deutschland und Frankreich in Europa wieder zusammenkommen – wie wollen wir denn auf ein Amerika reagieren, das sich abwendet von uns. Hausaufgaben machen das wäre ganz gut."
We're all living in Amerika./ Coca-Cola, sometimes war.
Rammstein