Auch die US-Army will aus der Ferne Absichten erkennen

Wie das US-Heimatschutzministerium will man auch im Pentagon aus der Ferne durch physiologische Daten "verdächtige oder gefährliche Absichten" von Menschen automatisch erfassen

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Nur Waffen oder Sprengstoff unter der Bekleidung, in Fahrzeugen oder im Gepäck durch Scanner entdecken zu können, ist in den USA seit dem 11.9. nicht mehr ausreichend. Aus dem Anschubprogramm für Sicherheitstechniken, das die Bush-Regierung 2002 mit der National Strategy for Homeland Security vorlegte, stach bereits die Hoffnung heraus, endlich eine Technik zu finden, wie sich "feindliche Absichten" von Menschen gewissermaßen im Vorübergehen erkennen lassen könnten (Systeme zum Erkennen der bösen Absichten von Terroristen). Die Gedanken sollen also nicht mehr frei sein, sondern den Sicherheitskräften offenstehen, um die Bösen präventiv unschädlich zu machen.

Zwar gab es im Laufe der Zeit einige Vorschläge dazu, beispielsweise eine Fernerkennung von Blutdruck und Puls, vielleicht auch von Hirnwellen (Technischer Zauber zur Abwehr des Bösen). In die Tat umgesetzt wurden zunächst Programme, für die Menschen geschult wurden, um etwa auf Flugplätzen anhand von Bewegungen, Gestik und vor allem von winzigen Gesichtsbewegungen verdächtiges Verhalten zu erkennen (An US-Flughäfen wird nach verdächtigem Verhalten gesucht).

Das war aber nur als Übergangslösung gedacht, im Vordergrund stand immer die Entwicklung eines automatischen Erkennungssystems, mit dem man praktisch dem Menschen ins Gehirn schauen kann. 2007 wurde ein solches Projekt namens FAST (Future Attribute Screening Technologies) von der Forschungsabteilung des Heimatschutzministeriums ausgeschrieben. Letztes Jahr wurde schließlich bekannt, dass ein erster Prototyp bereits getestet wurde. In dem "Hostile Intent Detection Automated Prototype"-Projekt wird die Körperwärme aus der Ferne sowie mit einer Kamera Puls und Blutdruck erfasst (Prototyp eines Systems zur Erkennung "feindlicher Absichten" vorgestellt). Das Projekt wird auch nach dem Präsidentenwechsel unter der neuen Leitung vorangetrieben.

Auch im Pentagon will man da nicht abseits stehen. So hat die US-Army gerade ein Projekt (A09-034) ausgeschrieben, um aus Bildern von Menschen mittels biometrischer Erkennung die Absichten herauslesen zu können. Da Bilddaten über eine große Zahl von Wellenlängen gesammelt und zeitliche physiologische Veränderungen wie Ausdruck, Gang oder Haltung erkannt werden können, so die Ausschreibung, könne man doch aus der Verbindung ein Bildsystem entwickeln, das die biometrischen Daten sammelt und so analysiert, dass sich aus den körperlichen Indikatoren wichtige Informationen über mögliche "verdächtige und gefährliche Absichten" ableiten lassen.

Bislang seien zum Sammeln von genauen biometrischen Daten die Mitwirkung der "Benutzer" und geeignete Umweltfaktoren erforderlich. Mit einer Spektralanalyse von psycho-physiologischen Stress-Indikatoren wie leichte Veränderungen der Hautfarbe, abnormale Schweißbildung oder Veränderungen der Körpertemperatur und räumlichen Daten erhofft man, eine entsprechende berührungsfreie Überwachung zu ermöglichen. Das erwünschte Hochgeschwindigkeitssystem soll mobil, leicht und robust sein und genaue Daten in Echzeit liefern. Es könnte beispielsweise bei Verhören als eine Art Lügendetektor einsetzbar sein, aber der Prototyp soll sowohl im Außen- als auch im Innenbereich über eine Entfernung bis zu 45 Metern die körperlichen Daten erfassen können.

Versprochen wird, dass ein solches System wie gewünscht "endlose Anwendungen" in militärischen und kommerziellen Bereichen, z.B. Überwachung und Zugangskontrolle, haben könne. Dual-use eben, wie so vieles. Als kommerzielle Verwendung wird etwa angedacht, dass das System die Absicht eines Menschen erkennt (Es werde Licht!) und beispielsweise eine Lampe anmacht, so dass man den Schalter nicht mehr manuell betätigen muss - und nebenbei dies auch nur Menschen machen können, die dazu berechtigt sind.