Auf dem Weg zu neuen Temperaturrekorden

Dargestellt ist die Abweichung der regionalen über den Monat April gemittelten Temperatur von dem jeweiligen regionalen April-Temperatuwert, der über die Jahre 1951 bis 1980 gemittelt wurde. Rot entspricht großen positiven Abweichungen, Blautöne negativen (siehe Skala). Bild: GISS der NASA

Die Energie- und Klimawochenschau: Von steigenden Temperaturen, ungeliebten Endlagern und Einträgen ins Guinness-Buch der Rekorde

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Der April war im globalen Maßstab mal wieder einer der wärmsten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen. In den Daten des Goddard Institute for Space Studies der NASA gibt es nur für den April 2014 und den April 2010 einen höheren Wert. Auch sonst gab es bisher wenig Monate, die wärmer als der zurückliegende April waren.

Unter den wenigen sind allerdings die drei Vormonate, von denen jeder für sich ein Rekordkandidat war. Insgesamt lag die global gemittelte Temperatur bisher in jedem einzelnen Monat des neuen Jahres deutlich über dem Durchschnitt des Vorjahres, das wiederum das bisher wärmste in der Geschichte der Temperaturaufzeichnungen war.

Verlässliche, halbwegs den ganzen Globus erfassende Messungen der Lufttemperatur unter genormten Bedingungen gibt es seit etwa 1880, aber auch in den aktuellen Daten sind die hohen Breiten nur sehr schlecht erfasst. Wie berichtet gibt es daher Wissenschaftler, die meinen, die globale Erwärmung sei in den letzten 15 Jahren unterschätzt worden, weil sich die Arktis weit überdurchschnittlich verändert hat, aber in den entsprechenden Datensätzen nicht vollständig erfasst ist.

Jedenfalls sieht es im Augenblick ganz danach aus, als könnte 2015 erneut ein Rekordjahr werden. Dafür spricht auch, dass sich im tropischen Pazifik inzwischen ein El-Niño-Ereignis entwickelt hat, bei dem sich die Oberflächentemperatur zwischen Indonesien und der Küste Lateinamerikas spürbar erhöht. Jahre, in denen dieses großräumige, meist für einige Monate anhaltende Wetterphänomen auftritt, gehören im globalen Maßstab zu den wärmeren. Das liegt unter anderem daran, dass die Meere in dieser Zeit weniger Wärmenergie von der Atmosphäre aufnehmen.

Das Gleiche wie in der ersten Abbildung, nur dass hier die regionalen Abweichungen (Anomalien) für das Jahr 2014 gezeigt werden. Die besonders starke Erwärmung der hohen nördlichen Breiten ist deutlich zu sehen. Dort sind die Abstände zwischen den Messstationen aber extrem groß, sodass die Werte über weite Strecken interpoliert sind. Tatsächlich ist die Erwärmung vermutlich noch etwas größer. Bild: GISS der NASA

Die unendliche Atommüll-Geschichte

Mit Merkels Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg ist es relativ still um das deutsche Atomprogramm geworden. Jedenfalls in der bundesweiten Öffentlichkeit. Es scheint der Eindruck vorzuherrschen, alles sei geklärt, der Ausstieg aus der Atomwirtschaft sei auf dem besten Wege.

Ein Blick ins Detail zeigt allerdings, dass das mitnichten der Fall ist: Viele Atomanlagen wie Forschungsreaktoren, Brennelementfabriken und ähnliches sind etwa von dem Beschluss gar nicht erfasst. Dazu gehört übrigens auch der mit hochangereichertem Uran arbeitende Reaktor in Garching bei München. Der Iran wird seit Jahren wegen ähnlicher Anlagen von den NATO-Staaten und ihren Verbündeten massiv unter Druck gesetzt, aber in Deutschland scheint sich keiner daran zu stören. Schließlich zeigt Berlin ja immer wieder mit seiner Beteiligung an den Angriffskriegen der USA, Bombenanschlägen auf afghanische Zivilisten und den Umgang mit Flüchtlingen, dass es felsenfest den westlichen Werten verpflichtet ist.

Aber das ist nur ein Aspekt der unendlichen Atom-Geschichte. Ein anderer ist der Atommüll, dessen endgültige Lagerung nach wie vor vollkommen ungeklärt ist. Dabei gehörte doch eine gesicherte Entsorgung von Anbeginn an zu den Voraussetzungen der Betriebsgenehmigungen für die Atomkraftwerke (siehe auch "Die Entsorgung muss und wird zügig verwirklicht werden").

"Ungeklärt" ist dabei sogar noch eher ein Euphemismus, besser würde passen, von einem Entsorgungsnotstand zu sprechen. In Brunsbüttel rosten die Atommüllfässer vor sich hin, im Endlager für schwach- und mittelaktiven Atommüll in Asse sickert seit Jahren Wasser ein, das den Salzstock angreift (Unglaubliche Zustände in Atomendlagern), und nun scheint auch noch fraglich, ob der Atommüll dort wie geplant wieder herausgeholt werden kann.

Die Zeitung Welt am Sonntag berichtete, eine Probebohrung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe habe ergeben, dass ein dafür benötigter Schacht nicht an der vorgesehenen Stelle gegraben werden könne. Das Problem sei, dass dies nach Aussagen des Endlagerbetreibers der einzige mögliche Standort sei. Alle anderen in Frage kommenden Positionen seien wegen anderer Bergbauanlagen oder instabiler Gesteinsschichten ungeeignet.

Im Februar 2013 war in einem Bundesgesetz die Rückholung der rund 126.000 Fässer aus dem eigentlich als Endlager konzipierten Salzstock fixiert worden. Allerdings müssen neben den Atommüllfässern auch Leichenreste, Tierkadaver, Plutonium und Giftmüll aus dem Berg geholt werden. Und daneben noch eine unbekannte Menge radioaktiver Lauge, die sich zwischenzeitlich gebildet hat oder aus Fässern ausgetreten ist.

Widerstand gegen "Schacht Konrad"

Da erscheinen die Bedenken der Anwohner und Kommunen rund um den "Schacht Konrad" im niedersächsischen Salzgitter verständlich, einem Endlager für schwach- und mittelaktiven Strahlenmüll, dessen Nutzung die Bundesregierung stark ausdehnen will. Die aufzunehmende Menge soll verdoppelt werden. Unter anderem will die Bundesregierung auch den aus der Asse II geborgene Müll -- wenn dieser dann überhaupt wieder ans Tageslicht befördert werden kann -- dort einlagern lassen.

Das stößt bei vielen auf Ablehnung. Die städtischen Behörden in Salzgitter rufen daher gemeinsam mit Atomkraftgegnern, der Landvolkbewegung und der Industriegewerkschaft Metall zu einer Unterschriftenkampagne auf. Bis zum 26.5. sollen Unterschriften unter eine gemeinsame Einwendung gegen den Nationalen Entsorgungsplan gesammelt werden. 200.000 Unterzeichner hat man sich zum Ziel gesetzt.

Der Stadtrat Salzgitters hatte bereits im November eine Resolution verabschiedet, in der er die Einbeziehung Salzgitters in das Endlagersuchverfahren und eine wissenschaftliche Neubewertung der Anlage forderte. Die Vorbereitungen für die Nutzung des Schachts als Endlager sollten sofort gestoppt und die Betriebsgenehmigung dürfe nicht entsprechend geändert werden.

Bäume pflanzen

Und zuletzt die gute Nachricht der Woche: Ecuador hat mit einer Aufforstung-Aktion den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet, dass sich am Samstag letzter Woche überall im Land gut 44.000 Menschen am Setzen junger Bäume beteiligten. Auf 2000 Hektar seien 647.250 Bäume gepflanzt worden. Das ist eine ziemliche Menge, allerdings kann sich der Rekord nicht darauf beziehen.

Der Agenturbericht ist etwas unklar, aber vermutlich sind die über 200 Arten, die gepflanzt wurden, das Herausragende an der Aktion. Erst letzten September 2014 wurde nämlich auf den Philippinen ein anderer Rekord mit 3,2 Millionen Bäumen aufgestellt, die in nur einer Stunde gepflanzt wurden. Dort gibt es ein inoffizielles Regierungsziel, bis 2016 1,5 Milliarden Bäume auf 1,5 Millionen Hektar zu pflanzen, um die Entwaldung des Landes aufzuhalten.

Für das lokale Klima sind das sicherlich sehr gute Nachrichten, denn insbesondere in der tropischen Region senkt Wald die örtlichen Temperaturen und bindet mehr Feuchtigkeit, wovon unter anderem auch die Landwirtschaft profitiert. Aber welche Bedeutung hat Aufforstung eigentlich für das globale Klima? Immerhin binden die Bäume Kohlenstoff, indem sie das Treibhausgas Kohlendioxid einatmen und dieses mit Hilfe der Photosynthese aufspalten. Insofern können voll entwickelte Wälder als Speicher angesehen werden, die durch Entwaldung über Verbrennung und organische Zersetzung in die Atmosphäre entleert werden. Nachwachsende Wälder bilden hingegen neue Speicher, die mit dem der Atmosphäre entzogenem Kohlenstoff befüllt werden.

In welchem Tempo die Abspeicherung erfolgt, hängt von der Wachstumsgeschwindigkeit der neuen Wälder ab - und das variiert von Klimazone zu Klimazone stark. Ein Sonderbericht des IPCC (Intergovernmental Panel in Climate Change) zitiert wissenschaftliche Abschätzungen, wonach in den nördlichen und alpinen Wäldern (Boreale Zone>) jährlich 1,47 bis 4,4 Tonnen CO2 pro Hektar gebunden werden können. In den gemäßigten Breiten, also unter anderem hierzulande, sind es schon 5,5 bis 16,5 Tonnen CO2 pro Hektar, und in den Tropen 14,7 bis 29,3. Demnach würden die in den Philippinen gepflanzten Bäume künftig jährlich wohl 22 bis 44 Millionen Tonnen CO2 aufnehmen (zum Vergleich: Deutschland emittiert jährlich rund eine Milliarde CO2-Äquivalente, das heißt CO2 und andere Treibhausgase, die in diese umgerechnet werden). Das Rechenbeispiel zeigt, dass Aufforstung einen Beitrag gegen den weiteren Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre leisten kann. Noch wichtiger wäre es allerdings, die Entwaldung zu stoppen, denn die trägt immer noch mehr zum Klimawandel bei, als Aufforstung bisher wieder gut macht.