Aufregung um Biosprit: Weizen in den Tank?
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Die Energie- und Klimawochenschau: Vom Warten auf den Kohleausstieg und auf Gerechtigkeit für Chevron-Opfer und einer neuen Diskussion über Sinn und Unsinn nachwachsender Rohstoffe
Die neue Kohlekommission lässt weiter auf sich warten, offensichtlich wird hinter den Kulissen noch immer an der Zusammensetzung gewerkelt und sicherlich auch gestritten. Am heutigen Mittwoch sollte sie nun der Öffentlichkeit vorgestellt werden, doch daraus wurde mal wieder nichts. Die taz berichtete am Dienstag, dass außer den möglichen Vorsitzenden bis Montag noch keines der etwaigen Kommissionsmitglieder angesprochen worden sei.
Wie dem auch sei, Anti-Kohle-Aktivisten hatten auf jeden Fall schon eine Protestaktion angekündigt. Sie gehen davon aus, dass die Zusammensetzung einen möglichst langen Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke und Braunkohletagebaue sichern soll. Ob und welche Umweltverbände sich an der Kommission beteiligen, war auch am Dienstag noch unklar; ebenso die Frage, ob Anwohner der Tagebaue vertreten sein werden.
Chevron soll endlich zahlen
Wer wissen will, wie mörderisch, gewalttätig und zerstörerisch unsere Abhängigkeit von Erdöl sein kann, hat seit Jahren die Kriege der USA und ihrer (auch deutschen) Verbündeten im Nahen Osten vor Augen. Er kann aber auch einen Blick auf das Amazonasbecken und die dort vom Ölkonzern Chevron angerichteten Zerstörungen werfen.
Pablo Fajardo, Anwalt von 30.000 Menschen, die in Ecuador in den Wäldern rund um Chervrons einstige Ölfelder leben, spricht von einem "Tschernobyl des Amazonas". Die Zahl der durch diverse in die Umwelt entlassenen Schadstoffe Gestorbenen und künftig zu erwartender Opfer sei mit jener nach der sowjetischen Reaktorkatastrophe 1986 vergleichbar.
Der Fall erinnert an das Agieren von Shell und anderen im nigerianischen Niger-Delta. Die Regierung Ecuadors sowie Anwohner der betroffenen Regionen führen seit den frühen 1990ern einen Rechtsstreit mit Chevron. Die Gerichte des Landes haben den Konzern 2011 zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 9,51 Milliarden US-Dollar verurteilt, was der Oberste Gerichtshof des Landes 2013 bestätigte.
Doch gezahlt hat das US-Unternehmen bisher keinen Cent. Vor einem knappen Jahr scheiterte eine Klage in den USA. Versuche, die Sache vor ein internationales Gericht zu bringen, scheiterten. Fajardo spricht von einer Architektur der Straffreiheit.
Doch er und seine Mitstreiter geben nicht auf. Im Oktober letzten Jahres gab ein Gericht in Kanada den Weg frei, Chevron dort für seine Vergehen und Versäumnisse in Ecuador zu verklagen. Die Amazon Defense Coalition berichtet im April 2018 in einer Pressemitteilung, dass dort, in der Provinz Ontario, die entsprechenden Gerichtsverhandlungen begonnen hätten. Derweil wächst auch in den USA der Druck.
Einige der institutionellen Investoren Chevrons stellen die bisher verfolgte Strategie der juristischen Abwehr mit allen Mitteln in Frage und fordern einen Ausgleich mit den Geschädigten in Ecuador. Auf der Kampagnen-Plattform Avaaz wird derzeit für eine Petition geworben, die sich vor der Chevron-Jahresversammlung am heutigen Mittwoch an den größten Aktionär des Konzerns, an den US-Pensionsfonds Vanguard, richtet, die kritischen Anträge der anderen Aktionäre zu unterstützen.
Biosprit aus Weizen
Derweil ist es um die nur vermeintlich sauberere Alternative, den sogenannten Biosprit, das heißt, Kraftstoffe aus Agrarprodukten wie Weizen, Raps, Zuckerrohr oder Mais, in den letzten Jahren eher ruhig geworden. Hierzulande wurde nach einem Hype gegen Mitte der letzten Dekade stillschweigend wieder Abstand von der Idee genommen, die Produktion weiter zu steigern und wachsende Beimischungsmengen zum herkömmlichen Benzin oder Diesel vorzuschreiben.
Für einige Aufregung sorgten aber Ende letzter Woche in Schleswig-Holstein Nachrichten, dass von der dortigen Weizenproduktion eine Rekordmenge von 80.000 Tonnen an Ethanol-Raffinerien in England verkauft wurde. Der Grund für den Kauf war offensichtlich der weiter anziehende Ölpreis, der auch für die Hersteller von Ethanol, Rapsdiesel und ähnlichem höhere Einnahmen verspricht.
Dadurch sind diese bereit, mehr für ihre Rohstoffe auszugeben. Da deren Preise zur Zeit sogar noch vergleichsweise niedrig sind, decken sich die Raffinerien in der Erwartung weiter steigender Ölpreise schnell noch mit ihren Ausgangsstoffen ein.
In Europa (5 Prozent der weltweiten Produktion) wird Ethanol meist aus Getreide oder Zuckerrüben gewonnen. In den USA (58 Prozent) ist dagegen der Ausgangsstoff meist Mais und in Brasilien (26 Prozent) Zuckerrohr. Diesel lässt sich hingegen aus Ölsaaten wie Rapsöl destillieren, aber auch aus dem besonders umstrittenen Palmöl.
Letzteres kommt meist aus Plantagen, für die vor allem in Südostasien große Flächen des Urwalds gerodet wurden und immer noch werden. Dadurch gehen nicht nur wertvolle Ökosysteme verloren. Die Brandrodung auf Sumatra ist insbesondere auf der Malaiischen Halbinsel wegen der starken Rauchentwicklung auch ein erhebliches Gesundheitsproblem und zudem eine nicht unbedeutende Quelle von Treibhausgasen. Mitunter fängt dabei auch der im Boden gespeicherte Torf zu schwelen an.