Donald-Trump-Vertraute Nikki Haley wendet sich gegen ihn

Donald Trump and Nikki Haley 2018. Bild: Department of State

Der frühere Präsident und erneute Kandidat hat im Rennen ums Weiße Haus eine Konkurrentin aus den eigenen Reihen.

Seit letzten Dienstag hat Trump eine erste Konkurrentin: die Partei-Kollegin Nikki Haley. Die kommenden Vorwahlen werden darüber entscheiden, wen die Republikaner ins Rennen um das Weiße Haus schicken.

Die Kandidatur der ehemaligen Gouverneurin South Carolinas und Ex-UN-Abgeordneten kommt nicht überraschend. Seit des schlechten Wahlergebnisses in den Zwischenwahlen im November letzten Jahres wirkt Trump angreifbar und so kommen die moderaten Republikaner langsam wieder aus der Versenkung. Dabei übersehen sie, dass sie der republikanischen Wählerschaft rein gar nichts anzubieten haben.

Nikki Haley steht für den republikanischen Mainstream: niedrige Steuern, hohe Hürden für Gewerkschaften und beim Zugang zur öffentlichen Krankenversicherung.

Genug von der Kulturkampf-Politik

Damit rennt sie allerdings voll hinein, in das Problem der aktuellen Position der Republikanischen Partei. Die Zwischenwahlen haben gezeigt, dass ein Teil der US-amerikanischen Bevölkerung genug von der Kulturkampf-Politik der Republikaner haben. Zumindest mit deren realpolitischen Auswirkungen wie etwa der Kippung des Supreme-Court-Urteils "Roe vs. Wade", das jahrzehntelang das Recht auf Abtreibung in allen US-Bundesstaaten garantiert hatte.

Die Republikaner waren mit ihrer Unterstützung für das Kippen des Urteils zu weit gegangen. Jetzt stellt sich die Frage, welche Politik die Partei eigentlich ausmacht – und in Bezug auf Nikki Haley – was eine Republikanerin, die eher an die Bush-Ära erinnert, gegen überzogene politische Kunstpersonen wie Donald Trump oder Ron DeSantis ausrichten soll.

Zwischen den Rüpeln

Nikki Haley wirkt mit ihren guten Umgangsformen zwischen diesen Rüpeln geradezu deplatziert. Doch kaum einer auf der republikanischen Seite dürfte Interesse an einer Präsidentin mit Manieren haben, denn der Spaß am Republikaner sein ist ja hauptsächlich die Fähigkeit, die "Libs zu triggern", also die liberalen Eliten in den Wahnsinn zu treiben. Jemand wie Nikki Haley ist hierfür kaum geeignet und wird sogar selbst als Teil dieser Eliten gesehen.

Ihre politische Persona als "die Erwachsene im Raum" kam ihr in ihrer Eigenschaft als UN-Botschafterin unter Trump sehr gelegen. Diese Rolle überlebte sogar Haleys Rücktritt 2018. Nach ihrer Zeit im Dienst des Weißen Hauses wurde sie immer wieder als "Überlebende der Trump Regierung" bezeichnet.

Doch nur weil Haley es geschafft hat, das Bild einer respektablen Politikerin über die Jahre unter Trump aufrechtzuerhalten, heißt das noch lange nicht, dass sie ihren "Freund" herausfordern sollte – und kann, denn es ist schwer vorstellbar, wie sie genug Distanz zu ihrem ehemaligen Chef aufbauen will, um ihn im Wahlkampf hinreichend zu kritisieren.

Enge Beziehung zu Donald Trump

Sie kann ihn wohl kaum wegen seiner außenpolitischen Haltung angehen, die sie ja persönlich auf dem internationalen Parkett der UN verteidigt hat. Und Innenpolitik bedeutet bei den Republikanern, mit kulturkämpferischen Themen von Steuersenkungen abzulenken, also nichts, wozu Nikki Haley Neues beitragen könnte.

Selbst wenn sie 2015 als Gouverneurin von South Carolina tapfer die Flagge der Südstaaten als "nicht rassistisch", sondern als Teil eines "kulturellen Erbes" verteidigte, möchte sie sich ja von Trump absetzen, indem sie sich als respektabel und nicht ganz so verrückt präsentiert.

Auch Trumps großer Schwachpunkt, sein Unwillen, die Wahlniederlage 2021 einzugestehen, bietet Haley keine Gelegenheit im Wahlkampf. Denn als Trump sich weigerte, das Wahlergebnis anzuerkennen, meldete sich Haley aus dem Ruhestand und rief die Präsidenten an, um ihn zu fragen, ob er "Ok sei", denn er wäre "nicht nur ihr Präsident, sondern auch ihr Freund".

Nun könnte ihr diese enge Beziehung zu Donald Trump den Wahlkampf erschweren. Trump seinerseits verhält sich bisher noch halbwegs ruhig, zeigte aber in Reaktionen auf Nikki Haleys Bekanntmachung ihrer Präsidentschaftskandidatur schon erste Anzeichen von Bissigkeit.

Er kommentierte ihre Bekanntmachung mit einem Videopost auf Truth Social. Das Video zeigt eine alte Aufnahme von Nikki Haley, in der sie der Presse versichert, 2024 nicht kandidieren zu wollen, sollte Trump an einer Wiederwahl interessiert sein. Der ehemalige Präsident kommentiert das Video mit den Worten:

Nikki solle ihrem Herzen folgen, nicht ihrem Ehrgefühl, sie solle ruhig kandieren.

Das ist für Trump eine verhältnismäßig zahme Reaktion, auch hat er Haley bisher noch keinen Spitznamen verliehen. Vielleicht empfindet er noch so etwas wie Sympathie für seine "Freundin", wahrscheinlicher ist jedoch, dass er sich durch eine Herausforderin, deren Umfragewerte 27 Prozent unter den seinen liegen, schlicht nicht bedroht fühlt.

Der Ex-Präsident zieht bisher noch nicht alle Register, das heißt aber nicht, dass seine Anhänger auch Zurückhaltung üben werden.

Aktuell gibt sich Haley, laut Politico, kämpferisch und behauptet, sie lasse sich nicht einschüchtern:

Wenn man South Carolina übersteht, kann man alles überstehen, denn es ist buchstäblich das brutalste Schlachtfeld, dem man sich stellen kann.

Wenn sie damit mal recht behält. Man möchte sich nicht vorstellen, wie der rechte Rand der MAGA-Bewegung auf Nikki Haleys religiöse Gesinnung reagiert; "Auf die Fotos ihrer Pilgerreise zu einem Sikh-Tempel in Indien – in ritueller Kleidung, mit einer Kopfbedeckung und einem roten Bindi auf der Stirn." Aus dieser Perspektive möchte man ihr eigentlich einfach nur viel Glück wünschen.