Aufstand der Jugend: Proteste in Nigeria fordern mindestens 13 Tote
Zehntausende demonstrieren gegen steigende Lebenshaltungskosten und Korruption. Präsident Tinubu unter Druck. Mindestens 13 Tote und über 300 Verhaftungen.
Zehntausende gehen seit dem 1. August in Nigeria auf die Straße, um gegen die wirtschaftliche Situation in Afrikas bevölkerungsreichstem Land zu protestieren. Bis Freitag sind mindestens 13 Demonstranten bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften gestorben, weitere 300 wurden verhaftet.
Regierung kürzt Subventionen
Unter dem Motto #EndBadGovernanceInNigeria fordern die Demonstranten eine umfassende Reform der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Proteste folgen auf eine Reihe unpopulärer Maßnahmen der Regierung von Präsident Bola Tinubu, wie beispielsweise die Kürzung von Subventionen.
Ein wesentlicher Auslöser der Proteste war die Aufhebung der Treibstoffsubventionen, die seit den 1970er Jahren bestehen und Benzin bezahlbar halten sollten. Gleichzeitig wurden die Stromsubventionen reduziert. Dies hat einen starken Anstieg der Lebenshaltungskosten verursacht, was den Alltag vieler Nigerianer stark beeinträchtigt. Darüber hinaus stehen auch Korruption und Misswirtschaft der Regierung von Präsident Bola Tinubu in der Kritik.
"Leute in der Regierung, die kostenlose Bildung erhalten haben, sind an die Macht gekommen und haben dann die kostenlose Bildung wieder abgeschafft", sagte ein an den Protesten beteiligter Jurastudent gegenüber dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera. Er forderte die Regierung auf, "die Schulgebühren wieder abzuschaffen und das Land für Studenten bewohnbar zu machen".
Die Proteste werden vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen getragen, die einen großen Teil der Bevölkerung des 218 Millionen Einwohner zählenden Landes ausmachen.
Hohe Inflation und Jugendarbeitslosigkeit
Laut Berichten internationaler Medien zündeten die Demonstranten Fahrzeuge an, vielerorts kam es zu Plünderungen und Vandalismus. In Teilen des Landes, wie etwa in den nördlichen Bundesstaaten Kano und Yobe, verhängten die Behörden eine Ausgangssperre.
In der Hauptstadt Abuja feuerte die Polizei Tränengasgranaten ab, um Demonstranten von der Straße zu vertreiben. Auch Schüsse waren zu hören.
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Die ehemalige britische Kolonie, die vor allem dank des Exports von Erdöl- und Erdgas in den vergangeen Jahren stark gewachsen ist, hat mit einer Reihe von wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.
Zwar konnte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal des Jahres leicht zulegen, die Inflation bei Lebensmitteln liegt derzeit allerdings bei 40 Prozent – der höchste Stand seit fast drei Jahrzehnten. Auch die Arbeitslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, ist zuletzt angestiegen.
Laut aktuellen Zahlen der nigerianischen Statistikbehörde Nbs lag die Jugendarbeitslosigkeit im dritten Quartal 2023 bei 8,6 Prozent, während 18 Prozent der Jugendlichen als unterbeschäftigt gelten.
Angespannte Sicherheitslage
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Herausforderungen hat das Land mit Sicherheitsproblemen wie Entführungen, Terrorismus und der Präsenz krimineller Banden zu kämpfen.
Die angespannte Sicherheitslage hat sich im Schatten der Proteste indes weiter zugespitzt. In Borno, einer Region, die historisch als Hochburg der islamistischen Terrorgruppen Boko Haram und des Islamischen Staates Westafrika (ISWAP) gilt, explodierte am Mittwoch auf einem Straßenmarkt eine Bombe. Laut Polizeiangaben wurden dabei 16 Menschen getötet und mehrere dutzend verletzt.
Proteste sollen weitergehen
Adewunmi Emowura, Leiter für globale Politik der in Abuja ansässigen Beratungsfirma Gatefield, sieht in den Protesten vor allem einen Ausdruck der wachsenden Enttäuschung über das schlechte Management der Regierung, die bei den Wahlen 2023 zudem mit einem äußerst dünnen Mandat ausgestattet worden ist.
"Es ist ein Bündel von Problemen: der chronische Hunger, hohe Arbeitslosigkeit, die mangelnde Rechenschaftspflicht einer Regierung, die dem Volk ein lähmendes Sparprogramm auferlegt hat, während die herrschende Klasse im Luxus lebt", sagte er.
Die über Social Media organisierten Proteste sollen noch bis zum 10. August weitergehen.