Aus Angst vor der AFD die Gesellschaftskritik aufgeben?

Seite 2: Gegen die Konzentration auf die Wahlen

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Dazu gehört auch, die überproportionale Konzentration auf die Wahlen bei der Berichterstattung in vielen Medien. So erscheint die Taz schon seit Wochen täglich mit 7 Sonderseiten zu den Wahlen. Auf diesen Seiten hat auch Hedwig Richter ihre anfangs erwähnte Liebe zur modernen Welt veröffentlicht.

Dabei müsste eine Zeitung, die aus der außerparlamentarischen Bewegung kommt, parallel zum Wahlkampf Sonderseiten für die Aktivitäten der außerparlamentarischen Bewegungen herausgeben und damit deutlich machen, dass man auf eine Gesellschaft auch anders als mit Wahlen Einfluss nehmen kann. Damit soll nicht die etwas schlichte anarchistische Parole, dass Wahlen verboten wären, wenn sie etwas ändern würden, ventiliert werden. Das würde dann ja wohl auch für den Wahlboykott oder das Nichtwählen gelten.

Doch soll gezeigt werden, dass gesellschaftlicher Fortschritt woanders entsteht. Da wären Bündnisse wie Mietenwahnsinn stoppen zu nennen, das am vorletzten Wochenende einen bundesweiten Aktionstag initiiert hatte. Auch die bundesweite Flüchtlingsdemonstration vom letzten Samstag in Berlin oder die Streiks an der Charité wären hier zu nennen.

Das sind die Aktionen, die Parteien wie der AfD tatsächlich das Wasser abgraben können. Menschen, die sich wehren, die für ihre eigenen Interessen kollektiv mit ihren Kollegen eintreten, sind nicht so empfänglich für rechte Parolen.

Wenn aber jetzt mit dem Vorwand, die AfD zu bekämpfen, noch die letzten Reste von kritischem Bewusstsein entsorgt werden sollen, dann hat die Rechte in und außerhalb der AfD schon gesiegt, ganz unabhängig von ihrem Wahlergebnis.