Aus Raider TV wird nun Twix. Macht auch nix.

Zurück zur Natur – und das vor der Glotze: Musiksender Onyx wird zu Naturdokusender Terra Nova

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Wenn's nicht läuft mit Fernsehkanälen, wird mal eben das Format und der Name gewechselt. Hauptsache die Lizenz bleibt

Das komplette Umkrempeln von Senderkonzepten ist nichts Neues und aus der Radiowelt wohlbekannt: Der Rocksender Radio M1, der aus dem 1978 von Jo Lüders und Jürgen von Wedel gegründeten "Radio Bavaria International" entstanden war und zunächst aus Südtirol vom Schwarzenstein-Gipfel nach Österreich und Bayern strahlte, später im Münchner Kabelpilotprojekt und dann auf der Frequenz 92,4 MHz zu hören war, wurde nach dem Fasching 1989 stillgelegt und zur Schlagerwelle "Radio Arabella" – heute noch bei Münchner Taxifahrern das Mittel der Wahl, um den Fahrgästen die Beförderung nicht zu gemütlich zu machen...

Beim Fernsehen geht es nicht anders zu. Zu sehen bei ARD und ZDF, die sich heute für Volksmusik, Internet, fremde Webseiten und auch private Telekommunikation wesentlich mehr interessieren als für Broadcasting und die Qualität ihres eigenen Programms oder bei den privaten Fernsehsendern, die ebenso wie die Radiostationen sich nur zu gerne in ganzen Rudeln auf dasselbe Konzept stürzen, sich dann wundern, dass die Zuschauer ausbleiben und dann meist genau das Programm stilllegen, das sich zumindest noch etwas von den anderen Stationen abhob.

Wenn das alle machen, muss es ja ein Geschäft sein…

So MTV, das uns inzwischen zwar mit zwei Kanälen beglückt, den nicht nur Teenies ansprechenden Sender VH.1 nebst Website jedoch in Deutschland stillgelegt hat. Das Original wiederum ist verschlüsselt und der Zugang in Deutschland nicht zu erwerben. Die deutsche Alternative Viva hatte ebenfalls nichts besseres zu tun, als das Alternativprogramm Viva 2 stillzulegen und durch den farblosen Zweitkanal Viva Plus zu ersetzen.

Der kaum bekannte, weil nur in manchen Kabelnetzen und über Eutelsat-Satellit zu empfangende, aus Frankreich stammende Musikkanal Onyx lief nun akut Gefahr, die von MTV und Viva vertriebenen Zuschauer aufnehmen zu müssen, da er als einziger noch ein allerdings nur mäßig gelungenes Programm mit Musik auch für Zuschauer über 20 anbot. Doch wollte Onyx auch eine terrestrische Digitalsendelizenz (DVB-T) und konnte die Lizenzbehörde mit einem Musiksenderkonzept nicht überzeugen. Ja sogar der Kabelplatz in Nordrhein-Westfalen war in Gefahr.

Jute statt Disco

Was nun? Nun, nette Tierfilme sind doch immer angesagt, die Produktionen des amerikanischen Discovery-Channels werden ja sogar vom ZDF angekauft und gehören außerdem beim Pay-TV Premiere zu den beliebteren Angeboten, für die ab 1. April sogar noch ein weiterer Kanal – Animal Planet – aufgemacht wurde. Und klar, wenn andere das auch machen, dann muss es doch ein Geschäft sein. Folglich stellt der französische Medienunternehmer Claude Berda, Betreiber von Onyx, irgendwann zwischen September und November den Musiksender auf ein Naturprogramm unter dem Namen "Terra Nova" um. Mit dem Internet wird es zwar erst mal schwierig, da sowohl Terranova.de, Terranova.tv als auch Terranova.com schon vergeben sind, doch freuen sich Kölner Anwälte und Gerichte schon auf einen für sie lukrative Domain-Prozess. Der Sender selbst soll das Interesse für Umwelt- und Ökofragen wecken. Nur ob man ihm da jetzt auf Anhieb große Kompetenz in diesem Bereich abnehmen wird, wo er sich schon als Musiksender nicht profilieren konnte, ist fraglich. Zudem will Onyx / Terra Nova nach wie vor aus Kostengründen keinen Satellitenkanal auf Astra anmieten. Eutelsat ist dagegen zwar europaweit sogar stärker verbreitet, Schüsseln hierfür werden aber in Deutschland im Zuge der Umstellung auf digitalen Satellitenempfang immer weniger installiert. Der Sender scheint sich also eher in Richtung NRW-Lokalprogramm zu entwickeln, da er nur dort mit Kabel und DVB-T die Massen erreicht.

Auch andere Stationen haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich und statt der nicht mehr salonfähigen Erotik mit teuren Telefonnummern, bei denen man nicht so recht gewinnen kann, gibt es nun alberne Fragen, für deren Beantwortung man ebenfalls nichts gewinnen kann, aber trotzdem für Warteschleifen, Besetztzeichen und Ansagen zahlt – nur ist das jetzt seriös. Es soll allerdings auch beim Fernsehen Ausnahmefälle geben, in denen nach ausreichender Entwicklungszeit und gutem Teamwork tatsächlich etwas herauskommt, das Hand und Fuß hat