"Ausgerechnet jetzt wurde die Zusammenarbeit bei einer der spektakulärsten Anti-Terror-Operationen bekannt"

Der BND soll plötzlich nicht nur Lakai sein, sondern wichtiger Partner der US-Geheimdienste

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Bild am Sonntag hat berichtet, dass der unter Druck stehende deutsche Nachrichtendienst BND, der als Lakai der NSA gehandelt und in deren Auftrag bei der Bespitzelung von europäischen Politiker und Unternehmen mitgeholfen haben soll, auch den US-Geheimdiensten geholfen habe. Ausgerechnet US-Geheimdienste sollen dem Springerblatt fünf Jahre nach der Tötung von Bin Laden berichtet haben, dass der BND bei der Jagd auf den al-Qaida-Chef eine maßgebliche Rolle gespielt haben soll.

Die Zeitung gibt auch allen Grund, misstrauisch zu werden, wenn sie zu Beginn schreibt: "Es gibt eine Menge zu kritisieren an der Zusammenarbeit zwischen deutschen und US-Geheimdiensten. Aber es gab durchaus auch Erfolge im Kampf gegen den Terror..." Soll also der BND ein wenig entlastet und von den US-Geheimdiensten als wichtiger Partner aufgewertet werden? "Ausgerechnet jetzt" werde die "Zusammenarbeit bei einer der spektakulärsten Anti-Terror-Operationen bekannt".

Ja, warum ausgerechnet jetzt, kann sich tatsächlich auch fragen. Gerade fordert Justizminister Maaß (SPD) eine strengere Kontrolle des BND und verlangt SPD-Chef Sigmar Gabriel ebenso wie SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi die Kanzlerin auf, die Selektorenliste der NSA auch ohne Zustimmung der US-Regierung dem Parlamentarischen Kontrollausschuss zu übergeben. "Wir sind weder unmündig noch Befehlsempfänger", so Gabriel. "Da muss man als Bundesregierung auch mal Rückgrat zeigen." Fahimi sprach von der "Unterwürfigkeit". In er Union eiert man herum und kritisiert die SPD, die zugleich Regierung und Opposition spielen wolle.

Es kriselt in der Koalition. Soll also deswegen der BND aufgewertet werden, wer auch immer die Information durchgesteckt hat? Nach der Geschichte, die Bild erzählt oder zusammengesponnen hat, hat ein Agent des pakistanischen Geheimdienstes, der auch für den BND gearbeitet hat, erfahren, dass bin Laden sich "mit Wissen pakistanischer Sicherheitsbehörden" in Pakistan versteckt habe. So weit zu gehen, dass diese ihn in Pakistan festgehalten haben, wie Seymour Hersh berichtet hat, will man nicht gehen. Der BND soll jedenfalls die CIA unterrichtet haben. Wann das geschehen sein soll, wird nicht gesagt. Die CIA habe nun gewusst, wo sie suchen soll, als hätte sie sich das nicht auch denken können. Der US-Geheimdienst sei nun "mit größtem technischen und personellen Aufwand" dem Hinweis nachgegangen und habe einen schon seit 2007 bekannten Kurier überwacht, der die Amerikaner dann, so auch die bislang offizielle Erzählung, zum Versteck von bin Laden in Abbottabad geführt haben soll.

Dann habe die CIA noch sieben Monate lang Informationen gesammelt, um sicherzugehen, dass es sich wirklich um bin Laden handelt. Auch dabei habe der BND den Amerikanern geholfen. Just von der Lauschstation in Bad Aibling, wo NSA und BND so schön kooperierten und der BND die Selektorenlisten erhielt, sei der Telefon- und Mailverkehr in Nordpakistan überwacht worden, um sicherzustellen, dass die geplante Mission nicht ans Licht gekommen war. Das war nicht geschehen, also fand die Mission statt.

Wird das nun dem BND und der Kanzlerin helfen? Es ist eine Geschichte, die darauf zu setzen scheint, dass die "spektakuläre" Jagd auf Bin Laden noch Ablenkungskraft besitzt. Allerdings ist der schon 2010 in die Bedeutungslosigkeit verschwundene Herausforderer der USA und des Westens, der lange gesuchte Bösewicht, jetzt schon längst von al-Baghdadi und dem Islamischen Staat übertrumpft worden.

Zudem ist die ganze Mission, nachdem auch Navy Seals mit dem Ausplaudern von angeblichen Details ihr Geschäft machen wollten, obsolet. Nach den Quellen, die der investigative Journalist Seymour Hersh aufgetan hat (Die Tötung von Bin Laden: Alles gelogen), soll bin Laden seit 2006 von Pakistan gefangen gehalten worden sein, bezahlt haben sollen dafür die Saudis. Interessant an dieser Geschichte ist, dass die Amerikaner von einem pakistanischen Geheimdienstoffizier direkt über den Aufenthalt unterrichtet worden seien, der dafür die ausgesetzten 25 Millionen US-Dollar eingefordert hat. Vom BND ist nicht die Rede.

Überdies soll die Aktion mit Pakistan vereinbart worden sein, wofür einiges spricht. Die heroische Erzählung des Spezialkommandos der Nay Seals diente jedenfalls dem Ansehen von US-Präsident Obama, der in einer gewagten und erfolgreichen Aktion den "Terrorfürsten" zur Strecke brachte, woran Bush gescheitert war.