Avatar: Gesülze mit fliegenden Meereskrokodilen und Riesenwalen mit vier Augen
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Das Eigenleben emanzipierter Marionetten und US-Imperialismus. James Camerons "Avatar: The Way of Water" bietet spektakuläre Bilder, Weltflucht, verlogenenen Kolonialismus und ein reaktionäres Menschenbild.
The Way of water has no beginning and no end. Sea gives and takes.
Filmzitat "Avatar: The Way of Water"
Seit Jahren wurde er erwartet, jetzt kommt die Fortsetzung von James Cameron's "Avatar" als diesjähriger Weihnachtsblockbuster ins Kino – "endlich!", werden manche Fans jubeln. "Muss das sein?", werden all jene fragen, die vom ersten "Avatar"-Film vor nun schon 13 Jahren weniger begeistert waren.
Begleitet wird dieser Film nicht nur von großen Erwartungen, auch denen der Kinobetreiber, auf ganz großen Profit, sondern zugleich von einer lautstarken, übergroßen Marketingkampagne, die diesen Film schon im Vorfeld unübersehbar machen will, und die wieder einmal, wie fast immer bei solchen Filmen, den "größten und erfolgreichsten Film aller Zeiten" ankündigt.
"Bereite Dich vor zu glauben"
Alles beginnt dann mit einem prägnanten ersten Satz: "Prepare to believe", "Bereite Dich vor, zu glauben" – das steht Hellgrün auf Schwarz vor dem ersten Bild, um uns Zuschauer einzustimmen: Dieser Film ist ein Märchen und auch ein bisschen Diesseitsreligion, er ist Fantasy, die uns von einer besseren Welt erzählt und vor allem von unseren eigenen Möglichkeiten, in unserer Welt besser zu leben, aber dies ist auch auch klassischer Kinoeskapismus.
Überhaupt ist vieles sehr klassisch an diesem Film und es sind vor allem die besseren oder sogar guten Passagen in "Avatar: The Way of Water", in denen sich der Regisseur auf bewährte Erzählformen und Genrebausteine verlässt, in denen er weniger predigt und mehr zeigt, und in denen er mit Motiven aus der Kinogeschichte virtuos spielt.
Avatar: The Way of Water (20 Bilder)
Man könnte "Avatar 2", der über drei Stunden lang ist, nämlich auch so erzählen: Dieser Film hat drei Teile. Der erste ist ein Western, der zweite eine Art "Blaue Lagune", die vom verlorenen und wiedergefundenen Paradies und einer Art Neugeburt der Figuren und der Welt erzählt; und der dritte Teil ist dann ein Kriegsfilm.
Winnetou am Baggersee
Am Anfang werden die Figuren eingeführt – "happiness is simple"; dann aber doch nicht. "Sky People" kommen zurück – es folgen ein spektakulärer Zugüberfall, Indianergeheul, Geiselbefreiung durch Tomahawk und Pfeil-und-Bogen. Im zweiten "Kapitel" lernt man die "Sea People" kennen, ein türkisfarbenes Naturvolk, das in Harmonie mit dem Meer und seinen Tieren lebt.
Eine besondere Rolle spielen fliegende Meereskrokodile und Riesenwale mit vier Augen. Die Kernfamilie um Jake und Neytiri muss hierhin fliehen, als die "Himmelsleute", also schwerbewaffnete brutale US-Marines, nach Pandora zurückkehren. Erstmal gibt es Integrationsprobleme, denn die edlen Wilden verlangen von den Flüchtlingen aus dem anderen Stamm komplette Anpassung an ihre Lebensverhältnisse. Gegen "The shame of being useless."
"Politically Correct" ist das nicht. Vielmehr fragt man sich, ob James Cameron eigentlich der Widerspruch bewusst ist, dass er einerseits in beiden "Avatar"-Filmen fortwährend ein Plädoyer für Toleranz, für Neugier und für das Verständnis gegenüber fremden Kulturen hält, und andererseits diese Kulturen als alles andere als tolerant und neugierig zeichnet, sondern im Gegenteil das Klischee von der (als kluge "Vorsicht" verbrämten) Abschottung und Fremdenfeindlichkeit der Naturvölker reproduziert.
Doch gerade die nunmehr jugendlichen Kinder des Paares finden sich schnell zurecht und werden für die Geschichte immer wichtiger. Sie reifen zu den Eltern gleichgestellten eigenständigen Persönlichkeiten. Im Zweitältesten Lo'ak wiederholt sich die Pocahontas-Konstellation des ersten Films, als er mit der Häuplingstochter der "Sea People" anbandelt. Aber auch die beiden Adoptivkinder, die genetisch besondere Kiri, und der adoptierte Menschenjunge Spider spielen bald sehr spezielle Rollen.
In den 90 Minuten des dritten Teils kann Cameron dann seine eigentlichen Fähigkeiten voll ausspielen: Wie in "Titanic" geht ein Riesenschiff spektakulär unter, wie in "Terminator 2" wird mit Metall und Maschinen, Bomben und Bombast gekämpft. Und wer scheinbar tot ist, steht hier (fast) immer wieder auf.
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